Ziemlich viel Aufregung gab’s dieses Jahr um die Berlinale, da ging ein kleinerer Aufreger unter, der die lokalen Medien beschäftigte: „Das Boulevard der Stars in Berlin, einst glanzvoller Schauplatz der Filmindustrie, verfällt zunehmend“, meldete der RBB. „Eine Schande für unsere Stadt“, nannte es der „Berliner Kurier“. Ob Ort und Gestaltung tatsächlich jemals so glanzvoll waren, wurde schon seit dem ersten Stern bezweifelt. Ursprünglich sollte es ja mal eine „Promenade des Lichts“ werden, entworfen von der Stararchitektin Zaha Hadid. Die Umsetzung scheiterte am Geld. Stattdessen gab es ein paar Jahre später ein neues Konzept: Man kopierte einfach gleich das Original, den berühmten „Walk of Fame“ in Hollywood. Der ist in Echt zwar auch nicht ganz so glanzvoll, doch die Kopie sei sogar „ein Panoptikum der Schäbigkeit“, meinte Sebastian Leber schon 2013 im „Tagesspiegel“: „Ein unansehnliches, ungepflegtes Stück Mittelstreifen, das man freiwillig nur betritt, um schnell auf die andere Straßenseite zu gelangen. Wenn dieser Boulevard Werbung ist, dann bloß für konkurrierende Filmstandorte.“ Die Zukunft des Denkmals stand wiederholt in den Sternen, zumal das Ganze auch mit Haltbarkeitsdatum versehen ist: „Mittelfristig“ sei an der Stelle eine Straßenbahntrasse geplant, heißt es seit 20 Jahren. Der Boulevard entstand auf private Initiative und sollte durch Spenden finanziert werden. Verantwortet wurde das Filmdenkmal von der Boulevard der Sterne GmbH. In der „Berliner Zeitung“ fasst Sabine Röthig den Niedergang zusammen: „Im Zuge von Streitigkeiten zwischen dem Bezirksamt Mitte, Gewährleistern und Reparaturfirmen kam es 2016 zum Rückzug fast aller Sponsoren. Mit einer Spende konnten im selben Jahr jedoch noch einmal Sterne vergeben werden. Inzwischen gibt es die Boulevard der Stars gGmbH nicht mehr, deshalb ist seit 2018 alleinig das Bezirksamt Mitte zuständig. Damit schritt der Verfall des Boulevards der Stars unaufhaltsam voran.“ Mit dem Ende der GMBH sei „eine inhaltliche Weiterentwicklung praktisch beendet worden", so das Bezirksamt Mitte gegenüber dem RBB. „Ein Gutachten hat festgestellt, dass eine Sanierung der Baumängel nicht möglich ist.“
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