Programmauftrag in Stromlinienform
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Kultur ist wichtig, haben wir durch Corona gelernt. Information auch. Und Politik und Sender nehmen das richtig ernst. Seit diesem Jahr gibt es den neuen Medienstaatsvertrag, der auch die Aufgaben des öffentlich-rechtlichen Rundfunks neu ordnet: Kultur ist von ganz hinten nach ganz vorne gerückt – vor Bildung, Information und Beratung. Die Unterhaltung wurde in den nächsten Satz verschoben.
Mit der Umsetzung des Kulturauftrag hapert’s allerdings, stellt Alexander Teske in der „Taz“ fest. Denn die Öffentlich-Rechtlichen müssen sparen: „Beim MDR müssen die Abteilungen Unterhaltung und Fiktion 39 Prozent des Einsparziels beisteuern, die Information 19 Prozent. Da wirken 5 Prozent bei der Kultur moderat. Weh tun die 2,3 Millionen Euro trotzdem. Denn hier wurde in den vergangenen Jahren bereits kräftig gekürzt. Die Kulturbudgets sind oft die kleinsten. So wendete die ARD bei den Erstsendeminuten 2022 für Kultur und Wissenschaft 14,7 Millionen Euro auf. Für Sport waren es 431 und für Unterhaltung 245 Mil­lionen Euro.“ 
Im Programm zeige sich auch, „wie sich der Kulturbegriff der ARD verändert hat. Ein SWR-Redakteur, der namenlos bleiben möchte, erzählt: ,Wir sollten andere Themen anbieten. Weniger Opernrezensionen, mehr Street-Art.’ Beim MDR ist das nicht anders. Wer bei mdr.de den Reiter ,Kultur’ anklickt, erhält zum Beispiel ,Urlaub in Sachsen: Die besten Tipps für tolle Ausflugsziele’ […]. ,Einfach nur peinlich ist das. Hochkultur ist ein Schimpfwort geworden. Es geht um Klickzahlen, das Marketing steht im Vordergrund, und man vergleicht sich mit privaten Anbietern’, sagt eine Kulturredakteurin, die ihren Namen nicht in der Zeitung lesen möchte.“
Bei der Information sieht es auch nicht so viel anders aus, nach dem, was René Martens für „EPD Medien“ vom Dokville berichtet. Bei der Dokumentarfilmtagung standen in diesem Jahr „Krieg und Desinformation“ auf dem Plakat. Eine noch größere Herausforderung für den Dokumentarfilm sind aber wohl „Streaming und Mediatheken“, wie ein gleichnamiges Panel zeigte:
„Den Impulsvortrag für die Debatte hielt die ARD-Programmdirektorin Christine Strobl. ,Wir brauchen immer noch mehr Leuchttürme, und wir brauchen andere Budgets, wenn wir international konkurrieren wollen’, sagte sie  und bezog sich damit auf den Wettbewerb mit den Streaming-Anbietern. Man müsse auf ,Exzellenz setzen’ und ,Hochglanz nicht als etwas Abschreckendes begreifen’. […] Strobl hob in ihrem Vortrag fast ausschließlich Dokumentationen und Dokuserien positiv hervor, ,die auf Köpfe setzen’, wie sie es formulierte […]. Mit anderen Worten: Projekte, die keine Porträts sind oder nicht an einem prominenten Presenter aufgehängt werden, drohen ins Hintertreffen zu geraten.“
Die Antwort eines Filmemachers gab der „Grimme“-Preisträger Julian Vogel auf dem Podium:  „In der Mediatheken-Welt gelte heute die Regel, dass für das Publikum ,in den ersten zehn Sekunden eines Films klar sein’ müsse, um welches Thema es gehe, sagte Vogel: ,Das mag für eine Reportage stimmen, und das mag auch für eine Dokumentation stimmen, aber nicht für einen Dokumentarfilm.’ […]  Der Dokumentarfilm stehe für eine ,bestimmte Kulturtechnik’, die im Widerspruch zur ,Natur der Mediatheken’ stehe, ergänzte er.“ 
Andererseits: Für die Telenovelas war die Mediathek wohl die Rettung. Vor zwei Monaten noch sollten „Sturm der Liebe“ (WDR) und „Rote Rosen“ (NDR) auf halbe Episodenlänge gekürzt werden, gestern nahm die ARD die Entscheidung zurück: Man wolle die Serienteile weiterhin in gewohnter Sendelänge von 50 Minuten produzieren. Die Begründung passt bei Programmdirektorin Strobl in einen Satz: Beide Serien seien „beim Publikum sehr beliebt und erzielen in der ARD-Mediathek Spitzenreichweiten.“ 
Das hatten andere schon vorher bemerkt – und noch einige Argumente mehr gegen die Kürzungen vorgebracht, erklärt Manuel Weis bei „DWDL“. Etwa, dass jüngste Testläufe für Ersatz im Nachmittagsprogramm „nur auf schwache Resonanz stießen. Nicht unwesentlich war auch, dass eine Kürzung der beiden Serien auf die halbe Sendedauer keineswegs mit einer Halbierung der Herstellungskosten einhergegangen wäre. Heißt: Im Falle einer Kürzung wäre die Sendeminute der Dailys klar teurer geworden. Kaum vermittelbar vor dem Hintergrund laufender Debatten über die möglichst effiziente Verwendung der Beitragsgelder. Dass zudem speziell Pro-Sieben-Sat.1 aktuell dieses Genre wieder für sich entdeckt hat und im Herbst zwei weitere tägliche Serien an den Start bringt und zudem international Disney Plus als Streamer mit einer täglichen Telenovela experimentiert, kam noch hinzu.“
Was bei der Entscheidungsfindung womöglich auch noch eine Rolle gespielt haben könnte: Die Kürzungen hätten letztlich die Sender selbst getroffen. „Rote Rosen“ wird von der NDR-Tochter Studio Hamburg Serienwerft produziert, „Sturm der Liebe“ von der WDR-Tochter Bavaria Fiction. „Durch Optimierung der Produktionsabläufe und Umschichtungen im Etat konnten wir nun ein Fortbestehen der beiden Dailys in gewohnter Sendelänge bis 2027 sichern“, erklärt Strobl.
 
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