Charme und Charisma
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"Elmar Wepper musste 64 Jahre alt werden, bis auf der großen Leinwand alle zu sehen bekamen, was er konnte“, beginnt Michael Hanfeld seinen Nachruf in der „Frankfurter Allgemeinen Zeitung“ [Bezahlschranke]. Für seine Rolle in „Kirschblüten – Hanami“ (2008) erhielt Wepper die „Lola“ und den „Bayerischen Filmpreis“. Am vorigen Dienstag ist der Schauspieler mit 79 Jahren gestorben.
Der Film hat’s auch Cosima Lutz in der „Welt“ angetan: „Lange war sich Elmar Wepper für keinen Fernsehquatsch zu fein. Seit Doris Dörries‘ Kinofilm ,Kirschblüten’ galt er als Charakterdarsteller. Dass er darin zu Tränen rühren konnte, ohne es sichtlich darauf anzulegen, war wohl auch ein Grund für den späten zweiten Durchbruch dieses bis dahin vermeintlich gut gekannten Fernsehserien-Darstellers. […] Dabei stand er bisweilen ein wenig im Schatten seines Bruders Fritz. Anders als er wahrte Elmar stets Abstand zu seinem Beruf. Er liebe diesen Beruf, sagte er einmal, er sei großartig und ein wichtiger Teil meines Lebens, ,aber mein Leben ist er nicht. Diese Distanz gibt mir Freiheit und Schutz’. […] In der Rückschau erst wird deutlich, dass er das schon immer konnte. Er war der, der sogar die 1970er überstanden hat, in den 1990ern an der Seite von Uschi Glas in ,Zwei Münchner in Hamburg’ unterhielt, ohne je in Schmierigkeit abzurutschen.“
Ganz sicher war Elmar Wepper ein unterschätzter Schauspieler, meint Christoph Schröder in der „Zeit“. „Das lag selbstverständlich zum einen an den Rollen, die er im bundesrepublikanischen Spielfilm- und Serienkarussell allzu oft und vollkommen souverän spielte. Es hatte zum anderen aber auch mit seiner Herkunft und mit seinem weich anklingenden bayerischen Dialekt zu tun; ein Zungenschlag, der automatisch einen von Klischees besetzten Assoziationsraum aufruft, in dem Begriffe wie Gemütlichkeit, Bodenständigkeit und Bierseligkeit herumschwirren. Umso erstaunlicher, dass Elmar Wepper seit 1979, seit dem ersten ,Mad-Max’-Film, die deutsche Synchronstimme von Mel Gibson war, dessen Diktion und Image der Vorstellung von Heimeligkeit nun wirklich fern stehen.“
In der „Süddeutschen Zeitung“ verabschieden sich Freunde und Kolleginnen, Politiker*innen und der FC Bayern von dem Schauspieler.    
 
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