CORONA Brancheninfos #94
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Crew United

Liebe*r Uwe Michael Wiebking,

*Der Lockdown geht in die Verlängerung, am Mittwoch hatten sich Bund und Länder 
auch ohne Parlament geeinigt. Die Kurzfassung: Besser wird’s erstmal nicht, aber 
die Hilfen rollen endlich los.*

/Wir danken Euch für Eure Informationen, Ergänzungen und Korrekturen, Fragen und 
Kommentare an cinearte@crew-united.com mailto:cinearte@crew-united.com – auch 
wenn wir nicht alle persönlich beantworten können. Die Brancheninfos erscheinen 
gleichzeitig auch auf unserem Blog out-takes https://out-takes.de zum Nachlesen./

*
Was Bund und Länder am Mittwoch beschlossen haben*, fasst unter anderem der 
Deutschlandfunk 
https://www.deutschlandfunk.de/covid-19-diese-corona-regeln-gelten-im-dezember.1939.de.html?drn:news_id=1198594 im Überblick 
zusammen.
Immerhin: Die sogenannte „Novemberhilfe“ wird bis zum 20. Dezember verlängert, 
und Anträge für den November 
https://www.bmwi.de/Redaktion/DE/FAQ/Novemberhilfen/faq-novemberhilfen.html 
können schon seit Mittwoch endlich gestellt werden. Noch vor Ende des Monats (!) 
soll es erste (!) Abschlagszahlungen geben. Die Bundesregierung 
https://www.bundesregierung.de/breg-de/themen/coronavirus/corona-novemberhilfen-1805628 
hat die Informationen zusammengefasst.
Mit den Novemberhilfen und wie sie berechnet werden, hatte sich noch am Dienstag 
„Der Tagesspiegel“ 
https://www.tagesspiegel.de/wirtschaft/verlaengerung-der-lockdowns-wird-aus-novemberhilfe-dezemberhilfe/26654482.html 
auseinandergesetzt.
Der BR 
https://www.br.de/nachrichten/wirtschaft/faq-wie-kommt-man-an-die-corona-novemberhilfe,SHYCb30 
erklärt mit einem FAQ, wie man an die Hilfe kommt.

In München bietet das Kompetenzteam Kultur- und Kreativwirtschaft 
https://kreativ-muenchen-crowdfunding.de/h/Corona.html ab kommenden Montag 
eine telefonische Sprechstunde zu den aktuellen Hilfen: Sie bietet eine 
Orientierung zu den aktuellen und angekündigten Förderprogrammen von Bund und 
Land, „zum Beispiel zu aktuellen Fristen, Förderlogiken oder 
Verantwortlichkeiten.“ Individuelle Anträge können aber nicht betreut werden. 
Links und Erklärungen finden sich auch auf der Website.

*
Nach der Verlängerung des Teil-Lockdowns *bis 20. Dezember hat SPIO-Präsident 
Thomas Negele neben den kulturellen auch wirtschaftspolitische Hilfestellungen 
für die Filmwirtschaft gefordert, meldet „Blickpunkt Film“ 
https://beta.blickpunktfilm.de/details/455848. Viel mehr verrät der kurze 
Artikel nicht – abgesehen von einem verblüffenden Selbstbewusstsein an der 
Spitze der deutschen Filmwirtschaft. Die nämlich könne „in Zukunft entweder 
Hollywood-Importeur oder Exportchampion werden.“ Wohl aber nicht aus eigener 
Kraft, denn dafür sei die „Wirtschaftspolitik mit effektiven Hilfs- und 
Investitionsprogrammen“ gefordert, wird Negele zitiert.

Die Zahlen zu dieser steilen These liefert German Films 
https://www.german-films.de/fileadmin/mediapool/pdf/Marktanalyse/2019/DER_DEUTSCHE_FILM_IM_AUSLAND_IN_ZAHLEN_2019_V3_ml_as.pdf, 
die Auslandsmarketingorganisation der deutschen Filmwirtschaft: 260 „majoritär 
deutsche Filme“ liefen im vorigen Jahr im Ausland – und das waren schon vor 
Corona weniger als im Jahr zuvor. „Majoritär deutsch“ heißt übrigens nicht, dass 
mehr als die Hälfte der Finanzierung von deutscher Seite kommt. Ausschlaggebend 
ist lediglich der größte Finanzierungsanteil. „Majoritär deutsch“ waren 2019 zum 
Beispiel die deutsch-französisch-dänisch-schwedische Koproduktion „The House 
that Jack Built“ von Lars von Trier oder die 
deutsch-britisch-us-amerikanische-Produktion „Niemandsland“ von James Kent. 
„Nahezu“ 11 Millionen Zuschauer*innen sahen solche „majoritär deutschen“ Filme 
außerhalb von Deutschland. Davon 1,6 Millionen allein in Österreich. In den USA 
und Kanada waren es 726.000. Einen Vergleich zieht German Films ebenfalls: 
Entsprechende französische Filme hatten im Ausland 34 Millionen Zuschauer*innen 
– mehr als dreimal so viele als die deutschen.

*
Nur Corona-Pause oder letzter Vorhang?* Der MDR 
https://www.mdr.de/sachsenradio/programm/sendungen/dienstags-direkt-sachsens-freie-kunstszene-in-gefahr-100.html 
sprach mit Kulturschaffenden in Sachsen über ihre Zukunft: „Die Vermutung liegt 
nahe, dass einige die lange Durststrecke nicht unbeschadet überstehen. Und wer 
von seinen ,Reserven’ leben kann, der wird sicherlich ein Anderer sein. Den 
werden andere Themen beschäftigen. Der wird vielleicht einen anderen Stil finden 
oder sich in einen krisensicheren Job gerettet haben. Was heißt das aber für 
eine ohnehin fragende Gesellschaft, wenn die Impulse der Kreativwirtschaft auf 
der Strecke bleiben, wenn deren Engagement fehlt und kritische Fragen nicht 
gestellt werden?“ Die dreistündige Sendung ist auch auf Facebook 
https://www.facebook.com/MDRSachsen/videos/2938668456235907 zu sehen.

Im Mai hatte die WTP International Filmproduktion /> 
ihre Erfahrungen im ersten Lockdown 
https://out-takes.de/2020/corona-brancheninfo-50/ geschildert. Mit dem zweiten 
Lockdown folgt die Fortsetzung – „in der Hoffnung, dass es nicht noch mehr 
werden“, schreiben die Filmemacherinnen. In „Coronoia 2.0“ 
https://youtu.be/bkN8YbqSbsY berichten Kulturschaffende acht Minuten lang über 
ihre aktuelle Situation.

Mit kreativen Programmtafeln machen Kinobetreiber ihrer Verzweiflung Luft. Die 
„BZ“ 
https://www.bz-berlin.de/kultur/kinos-betreiber-machen-der-lockdown-wut-luft-mit-kreativen-programmtafeln?fbclid=IwAR1fGBCJ5umRiGCjsGN4xAPh3cPOjPTG8Z7kdyuVwtXS7ajl737urkPWGXQ 
sammelte bereits Anfang des Monats Beispiele in Berlin.

**

*
Mit Hilfspakten und Sonderförderungen *wird versucht, der Filmbranche und ihren 
Beschäftigten durch die Corona-Krise zu helfen. Doch die kurzfristige 
Intervention reicht nicht aus, meint die AG Filmfestival. Es brauche auch eine 
langfristige kulturpolitische Agenda. Und da wollen die 90 Festivals 
https://ag-filmfestival.de/mitglieder/ aller Größen und Sparten im Land 
mitreden. Schließlich gebe es mehr als 400 Filmfestivals in Deutschland, „die 
erheblich zur Verbreitung der Filmkultur und zum Erhalt der Kinokultur 
beitragen“, schrieb die AG gestern in einer Pressemitteilung 
https://ag-filmfestival.de/news/ . Überdies fordert sie „einen Strukturwandel 
im Bereich Kinokultur, die wesentlich von den Filmfestivals profitiert.“ Beinahe 
alle Filmfestivals hätten in den vergangenen Jahren einen „enormen Zuwachs an 
Publikum“ zu verzeichnen und „maßgeblich dazu beigetragen, das deutschlandweite 
Kinosterben in Stadt und Land abzubremsen und Kinokultur erlebbar zu halten.“ 
Die Corona-Krise werde weitere Lücken im Kinoangebot hinterlassen, was die 
Festivals noch umso wichtiger mache. Darum fordern sie:
# neben anderen Kultursparten gleichberechtigt in Gespräche über Strategien zur 
Wiederaufnahme kultureller Angebote einbezogen zu werden;
# eine „leistungsgerechte und transparente“ Förderstruktur, die auch die 
Festivals einzieht, die bisher nur gering gefördert würden:
# eine Berücksichtigung der Besuchszahlen von Filmfestivals in der 
Filmauswertung im Rahmen der Filmförderungsanstalt (FFA);
# Erhalt und Unterstützung von Festivalkinos und
# eine qualitativen Studie Struktur, Verbreitung und Wirkung der deutschen 
Filmfestivals: „Trotz einer ausdifferenzierten Filmfestivallandschaft von über 
400 Filmfestivals in Deutschland wissen wir wenig über deren Struktur, 
Verbreitung und Wirkung. Es mangelt an fundierten Erkenntnissen, die Grundlage 
auch von kulturpolitischen Entscheidungen sein sollten.“

*
Mehr Diversität vor und hinter der Kamera will die* *Ufa 
https://www.ufa.de/karriere/arbeiten-bei-der-ufa/ufa-erstes-deutsches-unterhaltungsunternehmen-mit-diversitaets-selbstverpflichtung*. 
„Als erstes deutsches Unterhaltungsunternehmen“ verpflichtet sich die 
Fernsehproduktionsfirma, eine der größten im Lande, dazu: „Bis Ende 2024 soll 
Diversität unserer Gesellschaft im Gesamtportfolio der Ufa-Programme abgebildet 
werden“, teilte das Unternehmen gestern mit.
„Einigermaßen gendergerecht“ seien bereits die Dailies, erklärt der 
Geschäftsführer Joachim Kosack der „Süddeutschen Zeitung“ 
https://www.sueddeutsche.de/medien/ufa-diversity-interview-1.5127612 hinter 
der Bezahlschranke: „Da ist man gezwungen, divers zu erzählen, sonst gehen die 
Stoffe aus. (…) Aber von den 25 Prozent, die Menschen mit Migrationshintergrund 
an der Gesamtbevölkerung ausmachen, sind wir auch hier noch weit entfernt.“
Der Regisseur Andres Veiel nennt das im Deutschlandfunk 
https://www.deutschlandfunkkultur.de/mehr-diversitaet-bei-der-ufa-eine-checkliste-steht-nicht.2950.de.html?dram:article_id=488192 
„eine gute Anregung“, mahnt aber auch, dass Kunst provozieren und auch einseitig 
müsse. „Es geht darum, Gewohntes zu hinterfragen und es geht eben auch durch 
verstörende Charaktere, die eben nicht ‚korrekt‘ die Vorgaben einer 
Diversity-Checklist erfüllen.“
Diese Sorge hat Ufa-Chef Nico Hofmann nicht: „Wenn ich generell auf Produktionen 
der letzten zehn, fünfzehn Jahre sehe, finde ich es erstaunlich, mit welchen 
Klischees da gearbeitet wurde. Mit welcher Selbstverständlichkeit Sexualität und 
Gewalt vermischt werden, ohne zu reflektieren, was man damit bewirkt. Das hat 
sehr viel mit Frauen- und Männerbildern zu tun. Es geht um eine 
Sensibilisierung. Wenn wir mit Stoffen arbeiten, wollen wir im Hinterkopf 
behalten, womit wir uns da eigentlich beschäftigen, welche Bilder und welche 
Rollenbilder wir prägen“, erklärt er der „FAZ“ 
https://www.faz.net/aktuell/feuilleton/medien/die-produktionsfirma-ufa-setzt-ganz-auf-diversitaet-17070335.html?printPagedArticle=true#pageIndex_2 
und schildert, wie das auch Unternehmenskultur und Arbeitsklima verbessere.
Das bekräftigen Kosack und Hofmann nochmal im Interview mit DWDL 
https://www.dwdl.de/interviews/80447/ufaselbstverpflichtung_diversitaet_muss_zur_normalitaet_werden/ 
und schildern auch ihre eigenen Lernprozesse. Kosack: „Unser Geschäft besteht 
darin, Millionen von Menschen zu unterhalten, an vielen Tagen erreichen unsere 
Produktionen mehr als 20 Millionen Menschen. Wir schaffen Bilder, deren Wirkung 
uns bewusst sein muss. In all diesen Produktionen erzählen wir Geschichten von 
Charakteren. Mit der Auswahl von Geschichten und Charakteren geht bereits die 
Verantwortung einher, sich damit zu beschäftigen, was ich zeige und was 
vielleicht fehlt, selbst wenn es unbewusst passiert.“
„Es ist Zeit für eine Quote, weil es ohne die Quote einfach nicht funktioniert“, 
erklärt Hofmann auf Instagram https://www.instagram.com/p/CIC3gdhClH2/.
Die „Bild“ 
https://www.bild.de/lgbt/2020/lgbt/frauen-lgbt-people-of-color-filmfirma-ufa-verpflichtet-sich-zu-mehr-diversitaet-74149290.bild.html 
hält es in diesem Zusammenhang für wissenswert, dass Hofmann „selbst gerade zur 
wichtigsten homosexuellen Führungskraft in Deutschland 
https://www.outexecutives.de/germanys-top-100-out-executives-2020/ gewählt wurde.

Der österreichische Kinofilm „Einer wie Erika“ 
https://www.ardmediathek.de/daserste/video/filmmittwoch-im-ersten/einer-wie-erika/das-erste/Y3JpZDovL2Rhc2Vyc3RlLmRlL2ZpbG1taXR0d29jaCBpbSBlcnN0ZW4vOGEyZjZlZmMtOWU1Ni00NDNmLTkyNjQtYjc3OGVmNTZiY2I2/ 
erzählt die wahre Geschichte eines vermeintlichen Kärntner Bauernmädels, das zu 
einem von Österreichs größten Skifahrern wird. Sehenswert findet die 
„Frankfurter Allgemeine Zeitung“ 
https://www.faz.net/aktuell/feuilleton/medien/ard-film-einer-wie-erika-ein-mann-wird-ski-weltmeisterin-17068717.html 
die Koproduktion mit ORF und SWR (die in Deutschland nun Fersnehpremiere hatte): 
Man hätte daraus „leicht ein süßliches Sportlerkarrieren-Melodram mit 
Geschlechteridentitätsfragentragik machen können.“
„Leider etwas plakativ“ nennt es dagegen „Der Tagesspiegel“ 
https://www.tagesspiegel.de/gesellschaft/medien/fernsehfilm-einer-wie-erika-anders-als-die-anderen/26654860.html: 
„An stereotypen Geschlechter-Konstruktionen rüttelt der Film jedenfalls nicht 
gerade.“ Die Kritik gibt aber nebenbei auch eine Begründung dafür: „Drehbuch 
(Dirk Kämper) und Inszenierung (Reinhold Bilgeri) stellen typisch männliches 
Rollenverhalten derart in den Vordergrund, als wäre allein dies schon der 
eindeutige Beweis für den Irrtum der Hebamme – was ziemlich altbacken wirkt, 
auch wenn es gewiss in die Vorstellungswelt der 1960er Jahre passt.“
„Vorzüglich gespielt und ausgezeichnet fotografiert“ beschreibt die „Frankfurter 
Rundschau“ 
https://www.fr.de/kultur/tv-kino/einer-wie-erika-ard-tv-kritik-der-mann-der-weltmeisterin-wurde-90109896.html das 
Drama und beschreibt mit den Worten des Regisseurs, worum es geht. Nämlich eine 
„Geschichte der Ohnmacht und Hilflosigkeit einer Gesellschaft, die von ihren 
Tabus entlarvt wird, eine Geschichte von Intoleranz, Vorurteilen und 
Scheinheiligkeit, ausgetragen auf den Schultern eines Teenagers.“

Mehr als die Hälfte der Absolvent*innen an deutschen Filmhochschulen sind 
Frauen. Doch viele scheinen irgendwo zwischen Ausbildung und Berufseinstieg 
„verschütt zu gehen“. Der Deutschlandfunk 
https://ondemand-mp3.dradio.de/file/dradio/2020/11/26/als_produzentin_in_einer_maennerdomaene_interview_mit_dlf_20201126_1537_0c69f3ff.mp3 
sprach kurz am Telefon mit der Produzentin Regina Ziegler über ihre Erfahrungen 
in einer Männerdomäne, die Pläne der Ufa bei der Diversität und den umstrittenen 
Wettbewerb von Arte für Regisseurinnen.

*
Der Fernsehsender Arte wollte Frauen fördern *und schrieb einen 
Kurzfilmwettbewerb aus. Doch der empört vor allem die, die angesprochen werden 
sollten: Filmemacherinnen. Schiefgelaufen ist dabei mehr als nur das Motto. Die 
„Taz“ https://taz.de/Frauenfoerderung-bei-Arte/!5727493/ greift das Thema noch 
einmal auf und bringt neben vielen Stellungnahmen auch die erste Reaktion des 
Senders, der sich gesprächsbereit erklärte: Man bedauere, dass die „Intention 
des Wettbewerbs missverstanden worden“ sei. Das Motto „Unbeschreiblich weiblich“ 
sei keine thematische Vorgabe, zudem lehne es sich an einen Song von Nina Hagen 
an https://youtu.be/ZLqzr29m6E4, in dem sie die Selbstbestimmtheit von Frauen 
beschwört. Der Song ist allerdings auch schon mehr als 40 Jahre alt.

Arte gehört zu den TV-Gewinnern dieses Jahres, schreibt „Medienpolitik“ 
https://www.medienpolitik.net/2020/11/daran-arbeiten-wir-beharrlich-und-behutsam/ 
und sprach mit dem ZDF-IntendantenThomas Bellut, Intendant des ZDF. Der sieht in 
dem deutsch-französischen Kultursender „mit deutlich über einer Milliarde 
Videostreams pro Jahr (…) schon jetzt eine starke europäische Online-Plattform.“ 
Die Bedeutung einer europäischen Öffentlichkeit nehme zu, erklärt Bellut, „Arte 
ist eine länderübergreifend erfolgreiche Medienmarke mit einem einzigartigen 
Kulturangebot, das vom Publikum sehr geschätzt wird.“
In Zahlen relativiert sich diese Publikumsgunst: 1,1 Prozent des Gesamtpublikums 
in Deutschland hatte in den vergangenen Jahren den Sender eingeschaltet, im 
ersten Halbjahr 2020 waren es 1,2 bis 1,3 Prozent – „was einer Steigerung von 16 
Prozent gegenüber dem Vorjahr entspricht“, so „Medienpolitik“: „In Frankreich 
stieg der Marktanteil sogar von 2,5 Prozent auf 2,8 Prozent.“

„Wie sieht Ihr öffentlich-rechtliches Fernsehen der Zukunft aus?“ Was das 
Publikum sehen will und wie, wollen das Grimme-Institut, die Bundeszentrale für 
politische Bildung und das Düsseldorfer Institut für Internet und Demokratie 
(DIID) der Düsseldorfer Universität wissen. Zuschauer*innen sind aufgerufen, 
ihre Wünsche und Vorstellungen auf einer Beteiligungsplattform 
 im Internet einbringen und 
mitdiskutieren. Die Ergebnisse der Diskussion sollen bei einer Tagung Ende Mai 
2021 in Düsseldorf besprochen werden.

*
Pandemien, die das Leben der Menschen durcheinanderbringen*, gibt es im Film 
schon seit Jahren. Und tatsächlich können wir aus ihnen etwas für das echte 
Leben lernen, sagt der Medienwissenschaftler Denis Newiak dem „Weser-Kurier“ 
https://www.weser-kurier.de/bremen/bremen-kultur_artikel,-in-filmen-hortet-niemand-klopapier-_arid,1945846.html und 
hat auch einige Tipps zum Anschauen.

Über fünf Senioren, die aus dem Altersheim ausbrechen, schrieb der Drehbuchautor 
Andreas Benz. Prominente Darsteller hatten zugesagt, die Drehorte waren bereits 
gefunden. Doch dann verunmöglichte die Pandemie die Finanzierung des Films, 
berichtet das St. Gallener „Tagblatt“ 
https://www.tagblatt.ch/kultur/ostschweizerkultur/wegen-corona-wurde-aus-dem-filmprojekt-ein-roman-der-drehbuchautor-und-fruehere-manager-andreas-benz-aus-benken-schreibt-ueber-fuenf-senioren-die-aus-dem-altersheim-ausbrechen-ld.2067883 
aus der Schweiz. Der Autor liess sich nicht entmutigen, aus dem Filmprojekt 
wurde ein Roman: „Mission: Weiße Weihnachten“. Keine leichte Aufgabe: „Was ich 
im Drehbuch visuell umgesetzt hatte, musste ich zurück in die Köpfe der Figuren 
bringen“, sagt Benz. Dafür erlebte er auch eine neue Freiheit: Er konnte 
schreiben, was er wollte, ohne Rücksicht darauf, ob sich eine Szene filmisch gut 
umsetzen lässt.

Pünktlich zum 1. Advent stattet der MDR seine Märchenfilme mit Gebärdensprache 
aus. Die barrierefreien Märchenfassungen können per Livestream, HbbTV und über 
die ARD Mediathek abgerufen werden, teilt der Sender mit 
https://www.presseportal.de/pm/7880/4774978. 50 Filme seien nun so zu sehen, 
darunter auch Klassiker wie das „Herz aus Stein“ (der erste Farbfilm der Defa 
von 1950) und natürlich der tschechische Publikumsliebling „Drei Haselnüsse für 
Aschenbrödel“, die an diesem Wochenende auch gesendet werden.

In Bremen nimmt demnächst ein neues „Tatort“-Team die Ermittlungen auf. Als 
Appetitanreger hat Radio Bremen ein „trügerisches Making-of“ gedreht, berichtet 
die „Taz“ https://taz.de/Archiv-Suche/!5727432&s=Hippen&SuchRahmen=Print/ und 
vergleicht das Mockumentary mit dem „ungekrönten König der Gattung“. Da 
schneidet es gut ab: „Das Publikum soll die neuen Gesichter des Bremer Tatorts 
kennenlernen, und das selbstironische Format ist dafür gut geeignet: Die sechs 
jeweils etwa zehn Minuten langen Episoden sind witzig und intelligent 
geschrieben, und ganz nebenbei geben die Neuen dabei auch ihre Visitenkarten ab. 
(…) Wer einen auch nur halbwegs realistischen Blick hinter die Kulissen einer 
Fernsehkrimiproduktion erwartet, den dürfte ,How to Tatort‘ enttäuschen. Ganz 
spielerisch verhandelt die Serie dafür Themen wie den öffentlich-rechtlichen 
Rundfunk, Genderpolitik oder auch den Realitätsgehalt von Fernsehkrimis. Es 
bleibt zu hoffen, dass die kommenden Tatorte aus Bremen auch so modern, frech 
und originell erzählt ausfallen.“

*
„An die Erfordernisse des digitalen Binnenmarktes“* will das 
Bundesjustizministerium 
https://www.bmjv.de/SharedDocs/Gesetzgebungsverfahren/DE/Gesetz_Anpassung-Urheberrecht-dig-Binnenmarkt.html das 
Urheberrecht  anpassen. Unter anderem ist dabei eine „Bagatellschranke“ 
vorgesehen. Sie soll erlauben, Schnipsel aus Video-, Audio- und Textmaterial auf 
Online-Plattformen für nichtkommerzielle Zwecke lizenz- und vergütungsfrei zu 
nutzen – etwa in Memes in den sogenannten Sozialen Medien. Dies stößt nicht nur 
in anderen Ministerien auf Widerstand, berichtet „heise.de“ 
https://www.heise.de/news/Urheberrechtsreform-Altmaier-macht-gegen-Nutzung-von-Inhalte-Schnipseln-mobil-4946759.html. 
Eine Gruppe von 576 Künstlern appelliert nun in einem Brief an die Politik, das 
Urheberrecht „nicht gegen uns auszuspielen“, berichtet ebenfalls „heise.de“ 
https://www.heise.de/amp/news/Urheberrechtsreform-Kuenstler-laufen-Sturm-gegen-freie-Inhalte-Schnipsel-4969179.html: 
„Musik bis zu 20 Sekunden, Remixe, Samples – ,alles soll frei nutzbar sein, ohne 
Lizenz’, wettert die Allianz gegen den Entwurf“, der die Urheberrechtslinie des 
EU-Parlaments verwässere.
Ähnlich hatten sich auch die Urheber in der Filmbranche geäußert. In ihrer 
gemeinsamen Stellungnahme zum Referentenentwurf 
https://www.bmjv.de/SharedDocs/Gesetzgebungsverfahren/Stellungnahmen/2020/Downloads/110920_Stellungnahme_Urheber-im-Bereich-Film_RefE_Urheberrecht-ges.pdf;jsessionid=B0E7D544E9ECC6DA97D0DE23329A5E25.1_cid324?__blob=publicationFile&v=2 
hatten die Berufsverbände Regie, Drehbuch, Szenen- und Kostümbild, Kamera, 
Schnitt und die AG Dok dies im November als „ein Urheberrecht zweiter Klasse“ 
bezeichnet: „Der rasante technische Wandel – zu- dem in Zeiten einer 
verheerenden Pandemie – hat auch in der Medienbranche Gewinner und Verlierer 
hervorgebracht. Zu den eindeutigen Gewinnern gehören alle verwertenden 
Teilnehmer der Branche, soweit sie digitale Dienste anbieten. Zu den 
Verlierer*innen gehören vor allem Diejenigen, die an der Entwicklung- und 
Herstellung der Film- und Fernsehproduktionen beteiligt sind, allen voran die 
Urheber*innen, die keine feste Anstellung und somit keine fortlaufenden 
Einkünfte haben.“

*
Warum zensiert Youtube harmlose Videos?* Der WDR-Blog „Digitalistan“ 
https://blog.wdr.de/digitalistan/warum-zensiert-youtube-harmlose-videos/ macht 
eine bedenkliche Schwachstelle im Algorithmus der Videoplattform aus: Dort 
erreicht der Influencer Rezo nicht selten über eine Million Menschen, „Die 
Zerstörung der CDU” machte ihn auch einem größeren Publikum, das sonst nicht 
soviel mit dem Format zu tun hat. In seinem jüngsten Video vom Sonntag lässt 
sich Rezo nun über Maskenverweigerer aus, die sich nicht an Abstandsregeln 
halten und offen mit Rechtsradikalen demonstrieren, aber auch über die 
Zurückhaltung von Behörden und Polizei, die  auf gewalttätige Übergriffe zu 
verhalten reagieren. In seinen Worten: „Wenn Idioten deine Freiheit und 
Gesundheit gefährden …“ https://www.youtube.com/watch?v=eoxxh2qNZj4 Das sei 
zunächst nicht so gut gelaufen, berichtet der Blog: „Wenig überraschend gefiel 
das Video den Maskenverweigern und Rechten wenig. In Chatgruppen riefen sie dazu 
auf, das Video bei Youtube zu melden, weil es angeblich gegen die 
Community-Regeln verstoße – mit Erfolg. Youtube gab das Video kurz nach 
Erscheinen erst für Personen über 18 Jahren frei. Wer es sehen wollte, musste 
einen Account haben. Auf mehrere Nachfragen von Usern bei Twitter verwies 
Youtube auf die Gewaltszenen in dem Video. Erst nach einigen Stunden und nachdem 
einige Bilder verpixelt wurden, war das Video wieder frei zugänglich.“ Die 
„Gewaltszenen“, die Youtube beanstandet, stammen aus Nachrichtensendungen, die 
ebenfalls auf Youtube zu sehen sind – ohne Altersbeschränkung.

Der Begriff „Rechtspopulismus“ greift zu kurz und verharmlost, meint der 
Soziologe Wilhelm Heitmeyer im Interview mit der „Frankfurter Rundschau“ 
https://www.fr.de/kultur/gesellschaft/soziologe-wilhelm-heitmeyer-wer-nicht-wahrgenommen-wird-ist-ein-nichts-90110479.html: 
„Populismus ist eine definitionslose Hülle. Man kann alles hineinpacken.“ 
Treffender sei „Autoritärer Nationalradikalismus“: Das „hat drei Bestandteile, 
und das sind Definitionskerne. Das Autoritäre richtet sich gegen die offene 
Gesellschaft. Das Nationale betrifft nationalistische Überlegenheitsattitüden 
einschließlich der Umdeutung deutscher Geschichte. Und das Radikale meint den 
Umgang mit Minderheiten und mit der politischen Kultur. Dazu gehören die 
ständigen Tabubrüche als Geschäftsmodell. Das konnte man im Bundestag anlässlich 
der Debatte um das Infektionsschutzgesetz und bei den damit verbundenen 
Demonstrationen gegen Corona-Maßnahmen besichtigen. Zudem geht es um das 
Eindringen in gesellschaftliche Institutionen, um sie zu destabilisieren.“

*
Chancen in der Pandemie. *Auch „cinearte“ macht zurzeit Pause für diese 
Brancheninfos. Darum schreibt Christoph Brandl seine Doku-Kolumne „Das wahre 
Leben“ solange wieder hier:

Man kennt das Gefühl: im Museum Ludwig hat eine neue Ausstellung eröffnet, über 
diesen berühmten Maler, dessen Bilder man immer schon mal live sehen wollte. Im 
historischen Museum läuft endlich mal wieder dieser Stummfilm mit 
Live-Orchestermusik, den man früher sehr gerne gemocht hat. Auch die 
Foto-Vernissage in den Deichtorhallen klingt nach einer spannenden Schau, die 
man auf keinen Fall verpassen möchte.
Man ist dann doch nicht gegangen. Die Zeit fehlte, die Lust und die Energie. 
Außerdem: Die Bilder des Malers kennt man aus dem Internet, der Film, nun ja, 
man hat ihn wirklich schon zwei-, dreimal gesehen, und die Fotografien sind gut 
in der Pressemitteilung beschrieben. Viele beklagen sich zurecht über die 
Einschränkungen, die sie zur Zeit erfahren. Nicht nur die sozialen Kontakte 
fehlen, auch der lebendige Genuss von Kunst und Kultur kommt zu kurz. Da fällt 
auf, dass mehr und mehr kulturelle Einrichtungen die Krise zur Chance machen, 
überhaupt gesehen zu werden.
Es begann mit Filmfestivals, die komplett online gestellt wurden, es folgten 
große Kunstmessen, wie die Art Basel und aktuell die Art Cologne, die 
potenzielle Käufer, Sammler und Neuinteressierte in virtuelle Showrooms mitnahmen.
Das Architekturmuseum der TU München geht nun den Weg in die Virtualität 
konsequent weiter. Seit 14. Oktober läuft dort die Ausstellung „Die 
Architekturmaschine – die Rolle des Computers in der Architektur.“ 
https://www.architekturmuseum.de/ausstellungen/die-architekturmaschine/ 
Zunächst war die Schau regulär geöffnet, doch mit dem zweiten Lockdown musste 
auch dieses Museum seine Türen wieder schließen. Die Ausstellung jedoch ist 
nicht geschlossen. In weiser Voraussicht hatte man die Eröffnungsrede 
aufgezeichnet, eine Führung durch die Ausstellung mit der Kuratorin mit 
„Steadicam“ gefilmt, Interviews mit Protagonisten online gestellt und ins 
Programm für November und Dezember Zoom-Links zu Talks mit internationalen 
Architekten und anderen Teilnehmern der Ausstellung eingefügt. Diese Talks sind 
offen für alle und bieten einen idealen Über- und tiefergehenden Einblick in das 
Thema der Ausstellung.
Vielleicht sind Computer in der Architektur nicht jedermanns Sache. Doch so 
umfassend aufbereitet und so interessant und spannend, wie hier davon erzählt 
wird, von den Anfängen in den 1950er- und 1960er-Jahren bis heute, präsentiert 
in vier Kapiteln – der Computer als Zeichenmaschine, als Entwurfswerkzeug, als 
Medium des Geschichtenerzählens und als interaktive Kommunikationsplattform, 
warum nicht? Allen anderen sei dann, wenn es wieder geht, die physische 
Ausstellung empfohlen, die gerade bis Juni 2021 verlängert wurde.


 Kino in Zeiten von Corona

*Mediatheken und Streams statt Kino … in der Woche vom 26. November 2020*

*Teil 1 - Von Elisabeth Nagy*

Eine letzte Woche Wellenbrecher-Lockdown und dann geht es wieder los? Man darf 
doch wohl noch träumen. Am Donnerstag, wenn diese Kolumne erscheint, wissen wir, 
was inoffiziell schon die Runde macht: die Maßnahmen werden verlängert. Aber für 
die Kolumne am Donnerstag habe ich einen gewissen Vorlauf. Darum kann ich nicht 
mit unerschütterlicher Gewissheit behaupten, was noch nicht kommuniziert wurde. 
Ich könnte mir also real vorstellen, die Maßnahmen werden aufgehoben und wir 
dürfen alle wieder ins Kino. Das wäre schön, denn das Zuhause-Streamen ist nicht 
nur nicht dasselbe wie Kino, es ist auch viel ermüdender. Ich kann also noch 
nicht schreiben „es geht wieder los“ und auch nicht „das wird dieses Jahr nichts 
mehr“. Sobald in meinem E-Mail-Postfach die Startänderungsmeldungen 
hereinpurzeln, werde ich die Verlängerung als unumstößlich betrachten. Die 
Kollegen unserer Redaktion werden darüber berichten.

Verschiebungen haben allerdings schon eingesetzt. Ein paar Dezember-Titel haben 
sich schon neu positioniert. „Morgen gehört uns“ 
https://www.neuevisionen.de/einzelfilm.php?id=1279 wandert in den Februar 
2021. Sonys „Peter Hase 2 – Ein Hase macht sich vom Acker“ 
https://www.youtube.com/watch?v=__OuC8ejsUE sogar in den März 2021. Da der 
Titel ursprünglich am 26. März 2020 in die Kinos kommen sollte, macht das summa 
summarum ein Jahr. Joseph Vilsmaiers „Der Boandlkramer und die ewige Liebe“ 
https://www.leoninedistribution.com/filme/156427/der-boandlkramer-und-die-ewige-liebe.html 
wurde vom November in den Dezember gesetzt und wird jetzt doch erst im Februar 
den Weg auf die Leinwände finden. Da Weihnachten halt nur nur einmal im Jahr 
ist, verschiebt Capelight Pictures ihr Märchen „Elise und das vergessene 
Weihnachtsfest“ http://capelight.de/elise-und-das-vergessene-weihnachtsfest 
gleich um ein Jahr. Statt am 3. Dezember 2020 wird der Film jetzt am 11. 
November 2021 das Licht der Projektoren erblicken. „Der Prinz aus Zamunda 2“ 
dagegen kommt gar nicht ins Kino. Er wurde vom 17. Dezember 2020 von Paramount 
an Amazon Prime abgegeben, die den Titel allerdings auch aufs nächste Jahre 
schieben. Diese Woche wäre ursprünglich der neue Pixar, „Soul“ 
https://disney.de/filme/soul, gestartet. Als Weihnachtsfilm wäre Kater Bob in 
„Ein Geschenk von Bob“ 
https://www.leoninedistribution.com/filme/156728/ein-geschenk-von-bob.html ins 
Kino gekommen und Viggo Mortensens Regiedebüt „Falling“ 
https://prokino.de/movies/details/FALLING wäre auch spannend gewesen.

Dabei könnte es anders laufen. Vor wenigen Tagen trudelte die Meldung der 
„Ärzte-Zeitung“ über den RSS-Feed ein: „Das ,Corona-Wunder‘ von Madrid“ 
https://www.aerztezeitung.de/Politik/Das-Corona-Wunder-von-Madrid-414930.html 
titelte man. In Madrid selbst und das gilt wohl nur in Madrid, das eigentlich 
Hotspot für Covid-19-Erkrankungen ist auf Europa-Ebene, werden Ausgangs- und 
Aktivitätsbeschränkungen jeweils auf Zonen auferlegt, die besonders stark 
betroffen sind. Die Kultur läuft zwar auf Sparflamme, aber sie läuft. Und die 
Zahlen gehen trotzdem runter. Vielleicht liest man jede Meldung so, wie es einem 
gerade in den Kram passt. Aber das Madrider Vorgehen erscheint mir 
hoffnungsvoller als das Szenario, auf dass ich mich schon seelisch einstelle.

In Frankreich werden die Kinos übrigens Mitte Dezember wieder öffnen. Meldet 
unter anderem „Variety“ 
https://variety.com/2020/film/global/france-movie-theaters-reopen-december-15-1234839269/? 
nach der Fernsehansprache von Emmanuel Macron. „Screen Daily“ 
https://www.screendaily.com/french-cinemas-can-reopen-december-15-as-covid-measures-ease/5155237.article 
fügt eine Stellungnahme von Marc-Olivier Sebbag vom Nationalen Verband der 
französichen Filmtheater (FNCF) hinzu, der betont, dass die Lockerung zeige, 
dass die Regierung ihnen zugehört habe. Allerdings werden die Kinos nur die 
erste Abendschiene bedienen können. Eine Spätvorführung würde mit der 
Sperrstunde kollidieren. Und auch in Großbritannien darf man wieder ins Kino. 
Wenn man sich denn in der richtigen Einstufung befindet. „Film Stories“ 
https://www.filmstories.co.uk/news/cinemas-in-england-can-open-from-december-2nd-with-some-exceptions/ 
fasst die Direktive knapp zusammen, in ganzer Länge ist der britische 
„Winter-Plan“ 
https://www.gov.uk/government/publications/covid-19-winter-plan/covid-19-winter-plan 
auf der Regierungs-Site zu lesen. Eine Übersicht, in welchem Land die Kinos 
gerade geöffnet oder geschlossen sind gibt „Screen Daily“ 
https://www.screendaily.com/news/cinema-reopening-dates-around-the-world-latest-updates/5149917.article. 
Spannend ist das natürlich für den Warner Bros.-Film „Wonder Woman 1984“. Der 
Major, der mit Christopher Nolans „Tenet" zumindest dieses Jahr Kinogeschichte 
geschrieben hat, will am Kino festhalten. Der Film kommt in die Kinos, die 
geöffnet haben. Gleichzeitig ist man sich der Lage bewußt, dass nicht alle ins 
Kino können. Genau diese Gruppe soll aber auch eine Chance bekommen. Das ist 
nicht purer Altruismus, sondern auch Geschäftssinn und ein Stück weit wird man 
sicherlich darauf vertrauen, dass das Publikum so bald wie möglich auch eine 
Zweitsichtung im Kino anstreben wird. Wir werden es sehen. „Variety“ 
https://variety.com/2020/film/news/wonder-woman-1984-hbo-max-analysis-1234835650/? 
erläutert das etwas ausgiebiger (wie alle Links in diesem Absatz auf Englisch).

Und dann trudelte die Tage eine Pressemeldung von „Good!Movies“ 
https://vod.goodmovies.de/ ein. „Auch die gängigen Streamining-Plattformen 
bieten in ihrem Programm mehr Mittelmaß statt Festival-Gewinner“, heißt es da. 
Über Amazon konnte man den „Good!Movies Channel“ auch zuvor abonnieren. Ab jetzt 
geht das auch ohne Amazon. 11 deutsche Filmkunst-Verleiher sind an dem Portal 
beteiligt. Die Filmkunst der Verleihfirmen, zum Beispiel Neue Visionen oder Real 
Fiction, aber auch Camino oder Arsenal, kostet im Monat 3,99 Euro, und das 
Abonnement ist monatlich kündbar.

Zwei Filmkunstwerke, die zwischen den Lockdowns sich recht gut im Kino machten, 
und die ich folglich erwähnen möchte, sind ab Freitag übrigens sowohl als VOD 
als auch DVD oder BluRay erhältlich. Das wäre zum einen „Il Traditore – Als 
Kronzeuge gegen die Cosa Nostra“ https://www.il-traditore.de/ von Marco 
Bellocchio und Mika Kaurismäkis „Master Cheng in Pohjanjoki“ 
https://www.mfa-film.de/kino/id/master-cheng-in-pohjanjoki/. Unsere 
Besprechungen finden sie in der 19. Woche unserer Corona-Kino-Kolumne 
https://out-takes.de/2020/kino-in-zeiten-von-corona-19/.

Der Totensonntag ist vorbei, der erste Advent steht vor der Tür. Jetzt darf es 
auch ganz offiziell weihnachtlich werden. Auch im Kino. Das heißt auf den 
Streaming Portalen, dort weihnachtet es ja schon etwas länger. „Jingle Jangle 
Journey: Abenteuerliche Weihnachten!“ 
https://www.netflix.com/de/title/80232043 von David E. Talbert („Liebe im 
Gepäck“) ist ein bis in die äußerste Ecke jedes Regals voll gestellte 
Weihnachtswunderwelt. Aber nicht nur das Produktionsdesign setzt auf 
Überwältigung, die auf dem heimischen Bildschirm eigentlich nur unzulänglich die 
Sinne raubt. Für das Szenenbild ist Gavin Bocquet („Die Insel der besonderen 
Kinder“) verantwortlich, für die Kostüme Michael Wilkinson („Seberg“), die 
Kamera führte Remi Adefarasin („Elizabeth“). Es wird gesungen was das Zeug hält 
(Musik und Songs: John Debney, Philip Lawrence, Davy Nathan & Michael Diskint 
und John Legend) und getanzt. Oder es gibt eine Schneeballschlacht, bei der ein 
ganzes Städtchen mit macht. Es ist eine Weihnachtsgeschichte über einen 
Erfinder, Jeronicus Jangle (Forest Whitaker und Justin Cornwell), der die 
Menschen mit seinem Spielzeug erfreute, bis er eines Tages, als ihm sein Geselle 
seine Erfindung und damit seine Magie stahl, trübsinnig wurde. Da braucht es 
schon die Hartnäckigkeit eines Kindes, in diesem Fall seiner Enkelin Journey 
(Madalen Mills), die ihn wieder Hoffnung und Freude und den Glauben schenkt. All 
das ist mit 110 Prozent Zuckerguss und 120 Prozent Rumms und 130 Prozent 
Lieblichkeit inszeniert. Das geht etwas zu Lasten des Tempos und wirkt manchmal 
auch einen Tick zu behäbig, aber dann findet die Handlung seinen Kern bei all 
der Stop Motion und CGI-Einlagen in den groß angelegten Ensembleszenen. 
Natürlich gibt es einen Grund, warum man „Jingle Jangle: A Christmas Journey“ 
https://www.youtube.com/watch?v=UaNbj25S1-A, der deutsche Titel trifft den 
Kern sogar etwas genauer, denn Journey ist der Name der quirligen Enkelin, doch 
erwähnen möchte. Ganz selbstverständlich, und da braucht man vielleicht eine 
Weile, bis es einem auffällt, sind die Hauptfiguren vor und auch hinter der 
Kamera überwiegend farbig und es wird eben nicht die Vorstellung einer weißen 
Weihnacht mit weißen Akteuren wiederholt.

Mit Vorstellungen spielt auch folgender Fernsehfilm. Die Deutsch-Russische 
Freundschaft wird in „Ziemlich russische Freunde“ 
https://www.daserste.de/unterhaltung/film/freitag-im-ersten/sendung/ziemlich-russische-freunde-100.html 
auf die Probe gestellt. Persönlich bin ich der Meinung, dass man alle Filmtitel, 
die mit einem „ziemlich“ daherkommen, gerne auch mal sein lassen könnte, das tut 
der Spielfreude des Ensembles in eben dieser Komödie, die natürlich auch ein 
klein bißchen Romanze beinhaltet, keinen Abbruch. Die Vorgeschichte ist schnell 
erzählt und wird auch nicht groß ausgewalzt: Familie Weigel hat ein Grundstück, 
das sie nicht braucht und gerne zu Geld machen würde. Familie Galkin lebt schon 
viele Jahre in Deutschland und möchte gerne eine Scholle haben. Ein eigenes Haus 
auf einem eigenen Grundstück. Der Handel ist schnell abgeschlossen, und mit der 
Vertragsunterzeichnung soll auch gleich die neue Freundschaft begossen werden. 
Das Buch stammt von Michael Vershinin und Heino V. Kronberg. Regie führte Esther 
Gronenborn („Alaska.de“), und die Kamera lag in der Verantwortung von Birgit 
Gudjonsdottir („Die Rüden“), beide haben schon bei „Ich werde nicht schweigen“ 
zusammengearbeitet. Das ganze Tohowabohu spielt in Wiesbaden und ist trotzdem 
eine deutsch-österreichische Koproduktion. Im besten Sinne ist die Handlung ein 
sogenannter „Culture Clash“. Deutscher Kopf (Oliver Mommsen und Susanna Simon) 
trifft auf russische Seele (Jevgenij Sitochin und Katerina Medvedeva). 
Zurückhaltung auf Übermut, Wasser auf Wodka, Regeln auf Pragmatismus. Der 
deutsche Sohn (Anton von Lucke) und die russische Tochter in zweiter Generation 
(Barbara Prakopenka) bedienen zum Glück weder das eine noch das andere Klischee. 
Wobei hier mit den Klischees gespielt wird. Und bei Geld hört bekanntlich nicht 
nur die Freundschaft auf. Was passiert? Auf dem Grundstück stößt der Bagger auf 
eine Fliegerbombe des Zweiten Weltkrieges. Das wird teuer und kompliziert. Da 
ist das Russische etwas zu pragmatisch und das Deutsche kleinlich und verbohrt. 
Dazu etwas Slapstick und Situationskomik und dann auch etwas Herzschmerz und 
Romantik. Passt schon.

„I Want Your Love“ https://www.salzgeber.de/iwantyourlove, das hört sich nach 
Romanze an. Das ist der Film aus dem US-Independent Kino aber nicht. Jesse 
(Jesse Metzger) muss San Francisco verlassen und zurück in seine Heimat Ohio. 
San Francisco ist halt ein teures Pflaster, und Jesses Performance-Künste werfen 
nur ein bescheidenes Einkommen ab. Seine Freunde wollen ihn würdig 
verabschieden. Travis Mathews drehte 2010 mit dem selben Cast einen Kurzfilm mit 
dem gleichen Titel. „I Want Your Love“ https://vimeo.com/446821946 in der 
Langfassung, die Darsteller spielen wieder einmal Figuren mit ihren jeweils 
eigenen Namen, ist gleichzeitig sein Langspielfilmdebüt. Im Anschluss folgte 
dann in Co-Regie mit James Franco „Interior. Leather Bar“. Mathews setzt auf 
Nahaufnahmen, oft fokusiert er auf einen Mittelpunkt, während die Unterhaltung 
der Freunde drum herum aus dem Off zu hören ist. Atmosphäre geht hier vor 
Handlung. Und Sex ist hier elementarer Bestandteil des Lebensgefühls und des 
Alltags. Bereits seinen Kurzfilm hat die Pornofirma für schwulen Porno, Naked 
Sword, produziert. „I Want Your Love“ lief 2012 sogar auf dem Pornfilmfestival 
in Berlin. Der Sex ist schon explizit. Aber, hier ist Sex gerade eben das 
normalste der Welt und eben nicht Porno, den man sich um des Pornos willen 
anschaut. Die Figuren und das, was sie beschäftigt, sind eben das, was man kennt 
und wiedererkennt. Vielmehr macht die Banalität des Alltags und des Seins den 
Fokus aus. Das kann man eben als Stärke und als Schwäche des Films werten. 
Salzgeber brachte den Film in Deutschland im April 2013 raus. Im Salzgeber Club 
kann man ihn wieder entdecken.

„Heuldoch – Therapie wie noch nie“ 
https://www.zdf.de/serien/heuldoch-therapie-wie-noch-nie. Den Hashtag darf man 
sich dazu denken. Kurz und knapp und in fünf Episoden erzählen die 
Regisseurinnen Isabell Šuba („Männer zeigen Filme & Frauen ihre Brüste“) und 
Lilli Tautfest von zwei Knastausbrecherinnen, die in eine entlegene Villa im 
Brandenburger Umland einbrechen und ungewollt der Hausherrin das Genick brechen. 
Während sie, schließlich sind sie auf der Flucht, noch nicht recht wissen, wohin 
mit der Leiche, trudeln nach und nach Patienten der frisch verschiedenen 
Verhaltenstherapeutin ein. Gloria (Bärbel Schwarz) und Lin (Karin Hanczewski) 
unterdrücken ihren Drang unterzutauchen, und beginnen die Herren zu therapieren. 
So schwer kann das nicht sein. Nicht aus Mitgefühl, versteht sich. Sie wittern 
Knete. Die Patienten, darunter ein Filmproduzent, der nach eigenen Aussagen bei 
allem was in Deutschland Erfolg hatte seine Finger mit im Spiel hatte, sind wohl 
betucht, und natürlich wollen sie ihre Metoo-Unzulänglichkeiten unter dem Radar 
verarzten. Nur „Pflaster drauf“ ist mit Gloria und Lin nicht zu machen, die 
beiden sind auch nicht nett. Das ist bei aller Überhöhung der Figuren astreine 
Satire. Die Mini-Serie landete „online first“ in den Mediatheken und wurde als 
kleines Fernsehspiel diese Woche ausgestrahlt. Gedreht wurde übrigens knapp vor 
dem ersten Lockdown.

Manche Serien wecken das Interesse durch die prominente Besetzung von Cast und 
Crew. „The Undoing“ https://www.sky.de/serien/-the-undoing-192478 ist eine 
HBO-Produktion, die in Deutschland nächste Woche auf Sky Atlantic sowohl in der 
Originaltonspur als auch in einer deutschen Synchronfassung zur Verfügung steht 
(hier der Trailer https://vimeo.com/463742959/17c2226dcb). Die Verfilmung der 
Vorlage von Jean Hanff Korelitz, ihr Roman heißt auf Deutsch „Du hättest es 
wissen können“ ist immerhin eine Davd E. Kelley-Produktion. Das allein reizt 
aber noch nicht wirklich. Als Regisseurin wurde Susanne Bier („Nach der 
Hochzeit“) verpflichtet, die Kamera führte Anthony Dod Mantle, der zuletzt mit 
„Marie Curie – Elemente des Lebens“ in den deutschen Kinos vertreten war. Im 
Mittelpunkt der Erzählung steht Grace, gespielt von Nicole Kidman, Ehefrau, 
Therapeutin, Mutter und plötzlich im Visier der Polizei, als ihr Mann, gespielt 
von Hugh Grant, verdächtigt wird, die Mutter eines Mitschülers ihres Sohnes 
ermordet zu haben. Desweiteren steht auch Donald Sutherland als Vater von Grace 
auf der Besetzungsliste. Die Handlung ist in New York City verortet und spielt 
in der Welt der Wohlhabenden. Umso deutlicher werden die Risse, die sich für 
Grace auftun. Visuell spielt das Filmteam mit Unschärfen, die ganz auf die 
inneren Gedankengänge der Hauptfigur abgestimmt sind.

*
Teil 2 - Von Karolina Wrobel*

In Krisenzeiten scheinen Diktaturen und Autokratien die bessere Wahl zu sein. Wo 
die pluralistische Demokratie noch verhandelt, abwägt und diskutiert, werden in 
Autokratien Fakten geschaffen – über Köpfe hinweg. Ein bisschen Gott spielen 
ist, dieser These folgend, allzu menschlich. Und wenn die Entscheidung über 
Leben und Tod ansteht? Dann zeigt sich erst recht, wie schwierig es der 
Pluralismus hat: Der 78-jährige Architekt Richard Gärtner (Matthias Habich) 
verlangt von seiner Hausärztin (Anna Maria Mühe), ihm ein todbringendes Präparat 
zu besorgen. Die Ärztin weigert sich. Der Fall landet vor dem Deutschen 
Ethikrat. Die Experten, darunter ein Bischof (Ulrich Matthes) und der 
Ärztekammerchef (Götz Schubert), wägen die Argumente gegeneinander ab. Die 
Entscheidung fällt im ARD-Spielfilm „Gott“ 
https://www.daserste.de/unterhaltung/film/gott-von-ferdinand-von-schirach/index.html 
jedoch jemand anderes: der Zuschauer, der hier im autokratischen Sinne ein wenig 
Gott spielen darf. Das ist eine Volte, bekanntermaßen von Ferdinand von Schirach 
erstmals im Theaterstück „Terror“ (2015) genutzt, bei dessen Aufführung das 
Publikum entscheiden durfte, ob ein von Terroristen gekapertes Flugzeug mit 
unschuldigen Passagieren abgeschossen werden darf. Oder nicht. Dieses 
„Mitmachformat“ mit dem Titel „Gott“, wie es die Süddeutsche Zeitung nennt, 
rückte Kameramann Frank Griebe ins kammerspielartige Licht. Regisseur Lars 
Kraume inszenierte die Protagonisten, die fein kalkuliert mal Empathien, mal 
Antipathien bei den Zuschauern weckten. Die entschieden übrigens mit 70,8 
Prozent der abgegebenen Stimmen, dass Herr Gärtner das Medikament bekommen soll. 
Gottlob wird Herr Gärtner noch allein entscheiden können, ob er es sich 
verabreicht. Oder nicht.

Weniger auf plakative Wirkung bedacht ist dagegen Theaterautor Daniel Kehlmann, 
dessen Stück „Heilig Abend“ nun ebenfalls in den heimischen Wohnzimmern statt 
auf der Theaterbühne stattfinden darf – unter dem Titel „Das Verhör in der 
Nacht“ 
https://www.zdf.de/filme/der-fernsehfilm-der-woche/das-verhoer-in-der-nacht-100.html 
ausgestrahlt am 30. November durch das ZDF und schon ab dem 23. November in der 
Mediathek des Senders zu finden. Matti Geschonneck inszenierte das 
Zwei-Personen-Stück fürs Fernsehen, und zwar nah am ursprünglichen Text selbst: 
Judith (Sophie von Kessel) will ihre Eltern besuchen, wird aber in ihrem 
Hotelzimmer gestgesetzt. Thomas (Charly Hübner) soll herausfinden, ob sie 
zusammen mit ihrem Ex-Mann eine Bombe hochgehen lassen will – noch am selben 
Abend. Wo befindet sich die Bombe? Je mehr Zeit verstreicht, desto härter werden 
die Befragungsmethoden. Denn Thomas hat Judith schon länger im Visier: Er denk, 
er wisse über ihre Beziehungen, ihre politischen Ansichten und ihre 
Vergangenheit gut Bescheid. Trotzdem beteuert Judith ihre Unschuld. Auch hier 
gibt es Kammerspielartiges zu sehen, zu dessen textlichen Feinheiten sich auch 
ein subtiles Szenenbild von Silke Buhr („Band Banks“, „Werk ohne Autor“) und 
eine dramaturgische Montage von Dirk Grau („Charité“, „In Zeiten des abnehmenden 
Lichts“) hinzugesellen.

Während deutsche Spielfilmproduktionen also auf grundsätzliche moralische 
Dilemmata zurückgreifen, geht es in der US-amerikanischen Dokumentation 
„Rebuilding Paradise“ https://www.youtube.com/watch?v=OcyPBHPk_VM um den 
gesellschaftlichen Zusammenhalt. Zu sehen gab es die Doku von Ron Howard in der 
deutschen Erstausstrahlung auf dem Sender National Geographics am 8. November, 
sie ist noch über Sky Go, Sky On Demand, Sky Ticket in der Megathek auf 
MagentaTV sowie Vodafone Select und GigaTV verfügbar. Erzählt wird von den 
Ereignissen 2018 in der nordkalifornischen Stadt Paradise, in der auch viele 
Angehörige von Ron Howard leben. Das Filmteam begleitete die Anwohner ein Jahr 
lang nachdem verheerende Brände in der Stadt gewütet hatten. Dabei zeigen die 
Filmemacher, wie die Bewohner nach der Katastrophe noch enger zusammenrücken, 
aber auch, wie es zu dieser Katastrophe kommen konnte.

„Heldinnen der Neuzeit“ 
https://www.sky.de/programm/film-serien-news/neue-doku-reihe-her-story-182844, 
so betitelt verkaufsfördernd der Medienanbieter Sky One die Sky-Original-Serie 
„Her Story“. Und grenzt sie dabei womöglich ab gegen alttestamentarische 
Heldinnengeschichten. Wie sich diese neue Zeitrechnung äußert, kann der 
Zuschauer in vier Episoden herausfinden. In diesen dürfen vier prominente Frauen 
exemplarisch erzählen, wie sie erfolgreich wurden. Bemisst man jedenfalls 
„Erfolg“ nach den hier zugrunde gelegten, irgendwie neuzeitlichen Kriterien. Ein 
Jahr lang begleitete das Filmteam also die Entertainerin Barbara Schöneberger, 
die EU-Abgeordnete und Köchin Sarah Wiener, Influencerin Stefanie Giesinger und 
Schauspielerin und Musikerin Anna Loos. Es gibt "cineastische" und "dynamische" 
Bilder zu sehen, wie es weiter im Pressetext heißt – mit dem Anliegen, diesen 
Frauen den Platz einräumen, „der ihnen gebührt“. Was offenbar bedeutet, dass 
diese erfolgreichen Frauen dann doch noch nicht an dem erfolgreichen Platz sind, 
an dem man sie eigentlich wähnte.

Ein echter Familienfilm mit „Ziemlich beste Freunde“-Star Omar Sy ist dagegen 
der Film „Der verlorene Prinz und das Reich der Träume“ 
https://www.youtube.com/watch?v=10QpQSb1a7o von Michel Hazanavicius („The 
Artist“), den es nun auf DVD gibt: Der alleinerziehende Vater Djibi (Omar Sy) 
erfindet für seine achtjährige Tochter (Keyla Fala) jeden Abend eine imaginäre 
Welt, in der die Heldin immer Prinzessin Sofia und der tapfere Prinz ihr Vater 
ist. Als Sofia größer wird, braucht sie diese Geschichten nicht mehr. Ihrem 
Vater fällt es schwer zu akzeptieren, dass seine Tochter erwachsen wird. In 
ihrer beider imaginären Welt muss er sich nun der Herausforderung stellen, den 
Platz in den gemeinsamen Geschichten zu verteidigen.


    Der gefallene Engel

*Heimweg des Genies, Auswege im Lockdown-Wahnsinn und der deutsche Clasico: 
Apokalyptiker & Integrierte – Gedanken in der Pandemie 91. Von Rüdiger Suchsland *

//„Wenn es einen Wirklichkeitssinn gibt, muss es auch einen Möglichkeitssinn 
geben.“ //
Robert Musil, Der Mann ohne Eigenschaften

//„Wenn du das Spielfeld betrittst, wird das Leben unwichtig; die Probleme 
werden unwichtig; alles wird unwichtig.“/ /
Diego Armando Maradona

So wichtig alles andere sein mag (ja: Corona; jaaa: die vielen Kranken; 
meinetwegen auch: Merkel), aber es ist schon klar: Heute muss ich erstmal über 
die „Hand Gottes“ schreiben: Diego Armando Maradona. Der beste Fußballer der 
Welt. Besser als Pele, als Kaiser Franz, und als Messi. Leider ist er am 
Mittwoch viel zu früh gestorben. Als ich die Nachricht gehört habe, kamen mir 
die Tränen. Maradona war enigmatisch, ein cooler Typ, witzig und genial als 
Fußballer, kindisch und überfordert im Leben. „Er hat ja alles im Leben falsch 
gemacht – außer Fußballspielen.“ resümiert Marcel Reif in seinem „Bild“-Vlog 
https://www.youtube.com/watch?v=3_AVN_xeSlk.

So wenig Fußball etwas ist, was das Kino erfassen kann, so sehr gab sich das 
Kino doch im Fall von Maradona immer wieder Mühe. Vielleicht weil bei ihm 
Fußball Schicksal war, Transzendenz, Götternähe, jedenfalls Oper, Drama, ganz 
großes Kino.

Wer's nicht glaubt, kann sich hier das Spiel mit seinen zwei berühmtesten Toren 
noch einmal in voller Länge ansehen 
https://www.youtube.com/watch?v=3_AVN_xeSlk. Es war vielleicht der allergrößte 
Moment in der an großen Momenten reichen Karriere des Diego Armando Maradona: 
Das Viertelfinalspiel zwischen Argentinien und England bei der Weltmeisterschaft 
1986 in Mexiko. Vier Jahre zuvor hatten sich beide Staaten noch im Falklandkrieg 
militärisch gegenüber gestanden. Dann nahm Maradona und die „Hand Gottes“, wie 
er das nannte, Rache für die Kriegsniederlage und eine gedemütigte, in sich 
zerrissene Nation. Am Ende wurden Maradona und Argentinien Weltmeister gegen 
Deutschland.

+++

Ein braves, aber trotzdem schönes Maradona-Porträt 
https://www.youtube.com/watch?v=gtAqYq1rDV8 hat Arte jetzt aus dem Archiv 
geholt. Leidenschaftlicher ist, bei aller Eitelkeit des Regisseurs aber Emir 
Kusturicas „Maradona by Kusturica“ von 2008, dessen englische Fassung ich auf 
Youtube gefunden https://www.youtube.com/watch?v=yWNm3BvSxmQ habe. Der, so 
scheint mir, allerschönste berührendste Ausschnitt des Films, ist der Moment, in 
dem Maradona das ihm gewidmete Lied „La Mano de Dios“ singt 
https://www.youtube.com/watch?v=8NI5oTTW_is, das der berühmteste argentinische 
(und sehr argentinische) Pop-Song https://www.youtube.com/watch?v=8NI5oTTW_is 
der letzten 20 Jahre ist, und zu dem auch jemand wie Lucrecia Martel tanzt. Noch 
schöner ist allerdings dann doch das Original.

+++

Letztes Jahr erst hat der Brite Asif Kapadia die Lebensgeschichte Maradonas in 
Form eines Dokumentarfilms 
https://www.amazon.de/Diego-Maradona-Armando/dp/B07XLXK714 erzählt. Es ist 
mitreißendes Kino, gespeist durch die Passion des Objekts, die Leidenschaft des 
Regisseurs und unglaubliches Filmmaterial. Denn Kapadia durchwühlte nicht nur 
offizielle Archive, er entdeckte auch viele Stunden Material eines Kameramanns, 
der Maradona am Anfang seiner Karriere auf Schritt und Tritt begleitet hatte.

Bei Diego war kein Muskel wichtiger, als der Kopf, heißt es hier, dadurch war 
besser als die anderen. Im Fußball dreht sich alles ums Täuschen, und Maradona 
täuscht immer wieder in den Spielausschnitten eine Richtung an und läuft in die 
andere – im Gegensatz zum Gegner. Die Zuschauer lernen Diego Maradona in diesem 
Film seinen Abgründen kennen wie in seiner Brillanz. Vor allem aber als einen 
ziemlich verwundbaren Charakter. Er wirkt stark von Außen, aber er ist erkennbar 
schwach in seinem Inneren. Wenn der Film in den Großaufnahmen genau auf ihn 
blickt und in sein Gesicht schaut, dann sieht er einen ziemlich verlorenen, 
ängstlichen Menschen. Maradona erscheint somit als ein Charakter, der eigentlich 
immer ein Heim gesucht hat und eine Familie. Als er erfolgreich wurde, hat ihn 
eine unsichtbare Macht von diesem Ziel weggezogen. Nie wieder konnte der 
Weltstar sich, wenn er geliebt wurde, sicher sein, dass er nicht nur für sein 
Geld geliebt wurde.

So ist der Film „Diego Maradona“ nicht so sehr Fußballgeschichte, als 
Kulturgeschichte. Und vor allem furioses, spannendes, unterhaltsames Kino. 
Kapadia zeigt Rivalitäten, er erzählt von dem Druck der auf Sportlern lastet, 
und dringt ein in die Psychologie eines großartigen, über alle Konkurrenten 
erhabenen Athleten.

„Diego und Maradona waren zwei unterschiedliche Menschen“ sagt Fernando 
Signorini, der Personal Trainer Maradonas in Neapel, „Diego war ein 
liebenswerter Mensch aber unsicher; Maradona war die Figur die ihm half, den 
Anforderungen des Mediengeschäfts gewachsen zu sein, und denen des Fußballs 
natürlich.“

+++

Darüber hinaus ist Kapadias Film auch ein Lehrstück über über Popkultur. Im 
Fußball stand Maradona für eine neue Generation, die ersten Stars: „Ich feiere, 
wann ich will“ formuliert das Credo der hedonistischen 80er Jahre. Und Pele, ein 
Repräsentant der alten Generation, sagt über Maradona: „Er besitzt ein großes 
Talent, aber psychisch ist er nicht dazu in der Lage, die Verantwortung zu 
tragen.“ Ein bemerkenswerter Irrtum.

Anhand von Maradona zeigt Kapadia, die shizophrene Natur der Popkultur, wie sie 
den Menschen aufspaltet in ein humanes, privates Wesen auf der einen Seite und 
die Star-Persona und das öffentliche Image auf der anderen. Wie die Medien ihre 
Stars benutzen und aus den Menschen Objekte der öffentlichen Kultur machen, wie 
wir glauben, sie zu besitzen. So ist sein Film auch ein nostalgischer 
Gegenentwurf zu einer Gegenwart, die aus digitalen Charakteren besteht. Diese 
spiegeln sich fortwährend narzisstisch selbst, perfektionieren sich obsessiv; 
versuchen in Selfies auf Facebook und Instagram ihr Image zu monetarisieren – zu 
Geld zu machen. Maradona wollte vor der Kamera nicht perfekt sein, er wollte er 
selbst sein.

Kapadia (den ich damals für den „Maradona“-Film interviewt hatte 
https://www.filmdienst.de/artikel/27987/ein-neuer-blick ) erscheint einmal 
mehr als ein Regisseur mit den Methoden eines Pop-Art-Künstlers. Er nimmt einen 
Charakter, den das Publikum bereits kennt, und übermalt ihn gewissermaßen, 
bearbeitet sein Image, stellt das Bekannte in einen neuen Rahmen und gibt ihm 
neue Perspektiven.

+++

Zuvor nämlich hatte Kapadia zwei andere wundervolle Dokumentarfilme gedreht, in 
denen er von einem gefallen Engel erzählt. Von einem Kinderstar und frühen 
Genie, das keine Chance hatte, aufzuwachsen. Mit „Amy“ über Amy Winehouse gewann 
er 2016 den Oscar. Und zuvor „Senna“ über den legendären, jung verunglückten 
brasilianischen Formel-1-Rennfahrer. Er war im letzten Jahr froh, mit Maradona 
endlich nach zwei Filmen über Tote, einen Film über einen lebenden Menschen 
gemacht zu haben. Nun lebt auch Maradona nur noch in unserer Erinnerung weiter.

+++

/„The Hungarian team, which revolutionised world football, was a discovery, like 
modern painting. (…) Most of the Hungarian players, were from Honved, the club 
of the army. The country was under Soviet occupation. None the less, Puskas (an 
army officer) and his colleagues approached the game in a freewheeling, 
marvellously uninhibited style that contrasted with the regimentation of 
day-to-day life behind the Iron Curtain. The only team that has come close to 
Puskas's Hungary, was Ajax of Amsterdam during the Cruyff era. Everybody played 
in attack and defence – it was like free jazz.“ /
Jean-Luc Godard, in seinem Film „Notre Music“ über Fußball

+++

Vor 90 Jahren, nur Tage vor Jean-Luc Godards Geburtstag, ist Robert Musils „Der 
Mann ohne Eigenschaften“ 
https://www.rowohlt.de/buch/robert-musil-der-mann-ohne-eigenschaften-9783498092856 
erschienen. Ist das nicht vielleicht der beste deutschsprachige Roman des 
20.Jahrhunderts? Jedenfalls einer der schönsten.

Der Mann ohne Eigenschaften“ ist ein großer Versuch, die zerfransende Welt der 
Moderne und ihre Bewusstseinsbrüche am Beginn des 20.Jahrhunderts noch einmal, 
ein letztes Mal in eine Form zu bringen.

Es geht darin um Grenzüberschreitungen, etwa um das Dreiecksverhältnis zwischen 
Ulrich, seinem Freund und dessen Frau Clarisse, die in ihrer 
Nietzsche-Begeisterung immer mehr dem Wahnsinn verfällt. Musil versucht in 
essayistischen Passagen, den wissenschaftlichen Erklärungsmodellen seiner Zeit 
eine Spur voraus zu sein und das Irrationale, die Leerstellen zu erkunden. Das 
führt zu der innovativen, die Moderne von innen her aufsprengenden Form des 
Romans. Das Leben, so heißt es einmal, folge keinem Faden der Erzählung mehr, 
sondern breite sich in einer unendlich verwobenen Fläche aus. Die Geschichte 
dieses Romans lief darauf hinaus, dass die Geschichte, die in ihm erzählt werden 
sollte, nicht erzählt wird. Wie visionär das war, begriff man erst viel später.

+++

„Wenn es aber Wirklichkeitssinn gibt, und niemand wird bezweifeln, daß er seine 
Daseinsberechtigung hat, dann muß es auch etwas geben, das man Möglichkeitssinn 
nennen kann. Wer ihn besitzt, sagt beispielsweise nicht: Hier ist dies oder das 
geschehen, wird geschehen, muß geschehen; sondern er erfindet: Hier könnte, 
sollte oder müßte geschehen

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