Das Dunkel am Ende des Tunnels
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*Was sinkt, ist die Laune und die Unterstützung der Bürger: Ödipus im Lockdown, 
Tischlein-deck-dich und die Pappenheimer von der SPD: Apokalyptiker & 
Integrierte – Gedanken in der Pandemie 89. Von Rüdiger Suchsland *

Wär’ das nicht toll: Ein Raum in der Lockdown-Wohnung, der einfach alle Wünsche 
erfüllt: Das passiert den Hauptfiguren von Christian Volckmanns „The Room“, den 
jetzt Weltkino als VoD zeigt und auf DVD/BD herausbringt.

Es ist nicht klar, warum das so ist, es ist einfach so gesetzt: Das alte 
Märchenmotiv der unendlichen Wunscherfüllung, des Tischlein-deck-Dich ereignet 
sich, und das etwas schmuddelige Zimmer spuckt echte Van-Goghs genauso aus, wie 
Top-Champagner. Gerade zu Beginn der Geschichte ist diese Wunscherfüllung auch 
ein bisschen eine Bebilderung des gegenwärtigen Unbewussten in seiner vulgärsten 
Form: Sie trägt sündteure Unterwäsche direkt aus dem Lingerie-Fetisch-Clip, er 
trägt dazu dann das knallrote Livree eines Hotel-Pagen. Rollenspielchen, 
Pornofantasien. Dazu dann Dekadenz: Man schüttet sich Champagner übers Gesicht, 
wälzt sich auf Kaviar …

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In diesen Beginn, den Moment, in dem plötzlich alles möglich ist, kann sich wohl 
jeder auch irgendwie hineinversetzen, und sich fragen: Was würde ich mir 
wünschen? Jetzt im Lockdown?

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Es wird schlimm werden. Vor allen Dingen wird es schlimmer werden. Wir haben uns 
ja bereits daran gewöhnt, dass die Regierungen in der Corona Krise nicht das 
tun, was sie vorher ankündigen. Und wir haben uns auch daran gewöhnt, dass wenn 
sie das Wort „vorerst“ und „mindestens“ benutzen – und das tun sie fast immer –, 
Maßnahmen in jedem Fall immer länger dauern, als ursprünglich behauptet. 
Außerdem haben wir uns daran gewöhnt, dass Pläne und Arbeitspapiere bereits vor 
den Sitzungen, für die sie geschrieben werden, in den Medien kursieren. Daher 
wissen wir auch schon seit diesem Wochenende, dass die Ministerpräsidenten am 
Mittwoch bei der nächsten Lockdown-Evaluation darauf drängen werden, dass der 
Lockdown bis – wie es so schön heißt – „mindestens“ zum 20. Dezember 
weitergeführt werden wird.

Das Traurige und Bizarre an all dem ist, dass die Faktenbasis für solche 
Maßnahmen sehr schmal und an vielen Stellen brüchig ist. Denn ehrlicherweise 
müsste man zugeben: Die Zahlen des RKI bestätigen, was viele schon vorher gesagt 
haben, nicht nur dieser Blog, sondern auch zum Beispiel Ärzteverbände: Dass der 
Lockdown in der jetzigen Form nichts bringt.

Die Kurve der täglichen Infektionen ist abgeflacht, hat, wie man es nennt „ein 
Plateau“ erreicht. Das heißt sie bleibt stabil auf dem Niveau von ungefähr 
18.000 Neuinfektionen. Allerdings war dieses Plateau schon erreicht, bevor der 
Lockdown überhaupt gegriffen hat, also weniger als eine Woche nach 
Lockdown-Beginn. Seitdem ist nichts passiert. Der R-Wert ist in den letzten 
sieben Tagen sogar leicht gestiegen. Daran wird deutlich: Der aktuelle Lockdown 
ist ein Riesen-Misserfolg. Er bringt nichts. Man hätte ihn auch lassen können. 
Dass Kinos und Theater geschlossen sind, dass die Menschen nicht als Zuschauer 
in Konzerte und Fußballstadien dürfen, dass ihnen verboten wird, Sport zu 
treiben, ein Schwimmbad zu besuchen und ähnliches, das alles schadet zwar den 
Menschen, es bringt aber der doch so wichtigen Volksgesundheit überhaupt nichts.

Die berüchtigten Pandemie-Treiber sind, das wissen wir, die Arbeitsplätze, die 
Verkehrsmittel zur Arbeit, und die privaten Wohnungen. Je mehr Möglichkeiten den 
Menschen genommen werden, ihre Freizeit außerhalb der Privatwohnung zu 
verbringen, umso mehr treffen sie sich selbstverständlich in eben diesen 
Privatwohnungen – und seien wir ehrlich: Ob jetzt vorgeschrieben werden soll, 
dass sich nur noch zehn Leute treffen oder noch fünf Leute und irgendwann dass 
sich nur noch zwei treffen dürfen, interessiert sehr viele Menschen herzlich wenig.

Denn wenn immer wieder gesagt wird, das es unsozial sei und egoistisch, wenn 
Menschen andere Menschen unnötig einer Infektionsgefahr aussetzen, dann ist 
dieser Satz zwar vollkommen richtig. Genau so richtig ist allerdings die 
Feststellung, dass es ebenfalls unsozial ist – und egoistisch mindestens von den 
Politikern – Menschen zu verbieten, über Wochen und bald Monate soziale Kontakte 
zu pflegen, Sport zu treiben, Kunst zu konsumieren und ähnliches.

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Das Traurige, mich persönlich daran Erschütternde ist, dass aus alldem keine 
Konsequenzen gezogen werden. Dass wir in einer Art Schockstarre verharren, in 
einer voraufklärerischen Dumpfheit, die stur an dem festhält, was wir uns einmal 
zurecht gelegt haben. Aber wir scheinen nicht in der Lage, unseren eigenen Kurs 
zu korrigieren oder zu ändern, wir scheinen vor allem nicht in der Lage aus 
Erkenntnissen der Wissenschaft die es gibt, aus Studien, Schlüsse zu ziehen.

Darum werden die Schrauben weiter an der falsche Stelle angezogen, und ich wette 
schon jetzt, dass sie auch in den nächsten vier Wochen nicht wesentlich sinken 
werden.

Was sinkt, ist die Laune und die Unterstützung der Bürger.

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Seit Wochenende feuern vor allem die Lobbys der Lehrer Breitseiten gegen das 
Offenhalten der Schule (im Verbund mit einigen wenigen, meist wohlsituierten 
Eltern). Als ob zur Zeit niemand belastet wäre, außer den meist verbeamteten 
Jugendausbildern. Dagegen stehen zur Zeit vor allem Schüler und die Politik – 
ein ungewohntes Bündnis. Die Schüler haben keine Lust zu Hause zu hocken. 
Verständlich. Die Politiker wollen vor allem die Eltern in Arbeit halten – auch 
verständlich. Die Lehrer hingegen suchen eher nach Wegen weniger zu arbeiten, 
oder zumindest von zu Hause.

Dabei sind gerade in den letzten Tagen mehrere Studien veröffentlicht worden, 
die sehr deutlich machen, dass die Schulen keine Pandemie-Treiber sind. Da wäre 
zum einen die brandneuer Hamburger Studie 
https://www.hamburg.de/coronavirus/14644922/2020-11-19-bsb-coronadaten-schulen/, 
aus der klar hervorgeht: In Schulen gibt es wenig Ansteckung. Es stecken sich 
sowieso wenig Schüler an, etwa 97 Prozent sind gesund. Wenn sie sich anstecken, 
dann tun sie das nicht in der Schule 
https://www.spiegel.de/panorama/bildung/hamburger-schulbehoerde-vier-von-fuenf-infizierten-schuelern-haben-sich-ausserhalb-der-schule-angesteckt-a-7153f8cf-fc84-49c6-8357-86064a88e585. 


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Gegen solche Fakten ist gerade die Behauptung beliebt, die Dunkelziffer sei ja 
so hoch. Damit ist gemeint, dass Kinder, wie wir wissen, von einer Corona 
Ansteckung meist gar nicht in Mitleidenschaft gezogen werden, und daher auch 
kaum Symptome zeigen. Dies stimmt. Es ist aber ein klassischer logischer 
Fehlschluss, nun daraus wiederum zu folgern, dass alle Kinder ohne Symptome 
eigentlich eine verkappte Corona-Infektion haben – tatsächlich sind sie meistens 
kerngesund. Widerlegt wird die Behauptung der hohen Dunkelziffer jetzt durch 
eine Studie von Kinder-Ärzten 
https://www.n-tv.de/panorama/Kinderaerzte-finden-keine-hohe-Dunkelziffer-article22186039.html. 
Denn Kinder gehen ja auch aus anderen Gründen als Corona zum Arzt. Neuerdings 
wird hier immer ein obligatorischer Corona-Test gemacht, und dieser müsste ja, 
wenn die hohe Dunkelziffer tatsächlich existiert, diese auch in den Tests 
ausweisen. Das passiert aber nicht. „Eine überschätzte Gefahr“ folgern die 
Kinder-Ärzte 
https://www.zeit.de/wissen/gesundheit/2020-11/kinderaerzte-kinder-coronavirus-uebertragung-dunkelziffer-analyse. 


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„Geheime Massenhochzeit“ ist eigentlich ein Widerspruch in sich. Zu einer 
ebensolchen Feier mit sage und schreibe 7.000 Gästen trafen sich orthodoxe 
jüdische Fundamentalisten Anfang November im New Yorker Stadtteil Brooklyn – wie 
man hört, trug kein einziger von ihnen eine Maske. Jetzt kam das Ganze raus, 
unter anderem 
https://nypost.com/2020/11/21/secret-plans-helped-synagogue-pull-off-massive-maskless-wedding/, 
weil ein Film der Feier im Internet kursiert 
https://www.dailymail.co.uk/news/article-8973619/Secret-plans-helped-Brooklyn-synagogue-defy-Cuomo-pull-7-000-person-maskless-wedding.html. 


Nun wäre es interessant die Ergebnisse dieser unfreiwilligen Massenstudie über 
die Ansteckungsgefahr des Coronavirus zu erfahren: Wie viele dieser Menschen 
haben sich jetzt wirklich angesteckt? Da man das Ereignis nicht mehr rückgängig 
machen kann, sollte man es so sehen. Das wäre wichtiger, als jetzt Strafen zu 
kassieren 
https://gothamist.com/news/city-investigating-large-satmar-wedding-held-brooklyn-violation-covid-19-restrictions. 


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Auch diese Woche kommt SPD-Skandalnudel „Doktor“ Franziska Giffey nicht aus den 
Schlagzeilen. Das liegt nicht allein daran, dass ihre Doktorarbeit ein Plagiat 
ist, sondern vor allem daran, dass weder sie selber, noch ihre Partei bisher den 
Anstand haben, auf Giffeys Kandidatur für den Landesvorsitz der Berliner SPD zu 
verzichten, sondern das Ding jetzt gegen alle Widerstände durchgezogen werden 
soll. Auf dem kommenden SPD-Landesparteitag 
https://spd.berlin/landesparteitag/ soll Giffey irgendwie zur 
Landesvorsitzenden und kommenden Spitzenkandidatin gewählt werden. Das wird wohl 
passieren – aber es kann nicht gut gehen, und wird sich spätestens bei den 
nächsten Bürgermeisterwahlen rächen. Sehenden Auges fährt die Partei Willy 
Brandts auch in diesem Fall gegen die Wand.

Denn es ist schon jetzt klar: Die erneute Prüfung der plagiierten Doktorarbeit 
wird kein günstigeres Ergebnis  für die Familienministerin bringen. Denn auch 
das Machtgeflecht um ihre Doktormutter 
https://www.welt.de/politik/deutschland/plus220613266/Plagiatsaffaere-Das-Machtgeflecht-um-Franziska-Giffeys-Doktormutter.html, 
das Giffey bisher schützte, ist an die Öffentlichkeit gekommen und damit 
aufgebrochen. Sie wird zurücktreten müssen.

Grundsätzlich beschädigt ist sie schon jetzt 
https://netzpolitik.org/2020/plagiate-giffeys-redlichkeit-ist-dahin. Zu 
kümmern scheint sie das allerdings nicht. Giffey walzt weiter ihren geplanten 
Karriereweg voran mit Tunnelblick.

Dass bei Giffey Rede und Handeln weit auseinanderklaffen, dass die 
Instinktlosigkeit bei dieser Frau System ist, zeigen auch zwei andere 
Nachrichten der letzten Tage: Die deutsche Umwelthilfe hat die Dienstagwagen 
aller Politiker einem Öko-Check unterzogen 
https://www.duh.de/dienstwagencheck/. Heraus kam – genau: Der mit Abstand 
Schmutzigste ist der Audi von Giffey 
https://www.tagesspiegel.de/wirtschaft/klimabilanz-der-politiker-dienstwagen-autos-von-giffey-und-mueller-sind-besonders-schmutzig/26613502.html. 


Und auch ihr Mann ist nicht ganz sauber: Karsten Giffey, von Beruf Tierarzt, und 
Beamter beim Berliner Landesamt, ist bereits Ende letzte Jahres per 
Gerichtsurteil „aus dem Dienst entfernt“ worden. Der RBB berichtet von 
„ungenehmigten Nebentätigkeiten, ungenehmigtem Fernbleiben, falschen Einträge in 
Arbeitszeitbögen“ und von „Reisekosten-Betrug“ 
https://www.rbb24.de/politik/beitrag/2020/03/urteilsbegruendung-warum-karsten-giffey-beamtenjob-berlin-verlor.html. 
Dafür kann Franziska Giffey allerdings nichts. Es gibt keine Sippenhaftung. 
Aber, wie Giffey in anderen Zusammenhängen sagt 
https://www.neukoellner.net/alltag/1-euro-doener-hinter-der-roten-linie/: „Man 
muss seine Pappenheimer kennen.“ Wenn sie über „Clan Kriminalität“ redet, 
fordert Giffey allerdings publikumswirksam „glasklare Antworten“ 
https://www.tagesspiegel.de/politik/kampf-gegen-kriminalitaet-giffey-fordert-von-spd-mehr-fokus-auf-sicherheit/24471726.html. 
Die hätte man in ihrer Plagiatsaffaire auch gern

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Ich weiß nicht, was sich Frau Giffey aus dem Raum von Christian Volckmans Film 
wünsche würde. Vieleicht einen echte Doktortitel, oder doch er ein Schiff nach 
Nirgendwo?

„The Room“ ist Horrorkino – und darum wünscht sich die Hauptfigur fast aus einer 
Laune heraus ein Kind. Da wird die Wunschmaschine zu einer bösen, und der Film 
zu einem psychologischen Experiment. Dies ist zugleich sehr visuelles Kino über 
das Motiv der Gier und der komplette Wunscherfüllung: „Be careful what you wish 
for.“ Vorsicht mit dem was Du Dir wünschst, es könnte in Erfüllung gehen.

Ein Film der uns also ein wenig nachdenken lässt über die Überflussgesellschaft, 
sogar über den Lockdown, denn so viel darf man auch verraten: Die Wünsche können 
die beiden Hauptfiguren zwar im Haus materialisieren. Diese Wünsche können aber 
das Haus nicht verlassen. Das allermeiste spielt sich also in diesem Haunted 
House ab. Das Heim als Horror-Ort – ein Schelm, der dabei nur ans Kino denkt.

Bis Mittwoch!
Euer Crew United Team

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