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*Wahrheit schlägt Wut, Robert Fisk, Juli Zeh, Checks and Balances: Apokalyptiker 
& Integrierte – Gedanken in der Pandemie 82. Von Rüdiger Suchsland*

/„Covid-19, unless it suddenly turns into a tiger, will be seen as just another 
risk to human life – like car crashes, cancer, war, etc. Human’s don’t 
necessarily fight disease, injustice and sorrow. They just survive and bash on 
regardless.“
Robert Fisk /

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„I am just a reporter. I report what I see.“
Graham Greene: „The Quiet American“

Fast auf den Tag genau zehn Jahre ist es her, da waren wir zusammen essen. In 
einem türkischen Restaurant in Mannheim, während des Filmfestivals von 
Mannheim-Heidelberg. Robert Fisk war dort zu Gast. Eigentlich nur als Begleiter 
seiner zweiten Frau Nelofer Pazira 
https://www.imdb.com/name/nm0969891/?ref_=nv_sr_srsg_0, die aus Afghanistan 
stammt, und deren Spielfilm „Act of Dishonour“ 
http://www.negativ-film.de/iff-mannheim-heidelberg-act-of-dishonour/ dort im 
Wettbewerb lief https://www.iffmh.de/festival/history/2010/index_eng.html, und 
später eine Auszeichnung gewann. Aber zumindest bei den Politikinteressierten 
des Festivals hatte sich schnell herumgesprochen, wer hier unscheinbar in der 
ersten Reihe den Film-Gesprächen folgte: Einer der berühmtesten 
Gegenwartsjournalisten des angelsächsischen Sprachraums.

Ich hatte das große Glück, ihn etwas besser kennenzulernen, weil unser Direktor 
Michael Kötz wusste, wie sehr mich alles mit Außenpolitik und Asien 
interessiert. Deswegen konnte ich alle sechs Film-Gespräche mit seiner Frau 
moderieren.

„Act of Dishonour“, das Regie-Debüt 
https://www.thestar.com/entertainment/movies/2010/07/08/act_of_dishonour_west_meets_east_with_tragic_results.html, 
der als Schauspielerin („Khandahar“) und Aktivistin arbeitenden Pazira, ist ein 
langer Film über das Töten, über den Alltag jenseits der westlichen 
Zivilisation. Über die Taliban und über den Islamismus. Und ein paarmal sagte 
Robert, wie er sich vorstellte, nachher noch ein paar Dinge zu den Themen, die 
während dem Filmgespräch aufkamen.

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Osama Bin Laden war damals noch am Leben. Robert Fisk hatte ihn gleich dreimal 
interviewt 
https://www.independent.co.uk/news/long_reads/robert-fisk-osama-bin-laden-interview-sudan-1993-b1562374.html 
und dabei auch selber fotografiert 
https://www.independent.co.uk/news/long_reads/robert-fisk-osama-bin-laden-saudi-arabia-afghanistan-war-b1561291.html 
. Ich kenne keine anderen Fotografien, in denen Bin Laden so menschlich, so 
mild, und auch so schön aussieht, wie auf denen von Robert Fisk.

Diese Bilder sagen mindestens ebenso viel aus über den, der sie gemacht hat, wie 
über sein Objekt. Sie erzählen etwas von der Liebe, der Neugier und der 
Offenheit, die Rober Fisk der Welt gegenüber hatte, über die er berichtete, und 
die sich schon bei unseren wenigen, eher oberflächlichen Begegnungen vermittelte.

Dabei konnte man auch eine Menge darüber erfahren, was Journalismus eigentlich 
und vor allem ausmacht: Natürlich Neugier und natürlich der Wunsch, einfach zu 
berichten, was man sieht, möglichst vorurteilsfrei, möglichst ohne vorgefasste 
Meinung und ohne moralische Vorurteile – außer dem, im Zweifelsfall zu den 
Underdogs zu halten und weniger bekannten Weltansichten. Ein Reporter alte Schule.

Was Robert Fisk aber noch mehr von anderen unterschied, war, so scheint mir, 
dass er obwohl er kaum Bücher schrieb, sondern für den Tag und die Stunde, immer 
über die Gegenwart hinausblickte.

Ein Journalist war in seinem Verständnis ein Historiker der Gegenwart. Ein 
Mensch, der auch analysiert und urteilt, der nicht Unabhängigkeit und 
Neutralität vortäuscht – wo man sie gar nicht haben kann und wo sie oft genug 
unmoralisch wird.

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Am vergangenen Freitag fühlte sich Fisk, der seit 15 Jahren vor allem für den 
„Independent“ schrieb https://www.independent.co.uk/author/robert-fisk , in 
seinem Haus in Dublin nicht wohl 
https://www.irishtimes.com/news/world/veteran-journalist-and-author-robert-fisk-dies-aged-74-1.4397069, 
und ging ins Hospital. Wenige Stunden später ist er dort an einem Schlaganfall 
gestorben https://www.theguardian.com/media/2020/nov/03/robert-fisk-obituary. 
Ich glaube, dass dies ein Tod war 
https://www.nytimes.com/2020/11/03/world/middleeast/robert-fisk-dead.html, mit 
dem dieser unruhige, äußerlich ruhige, aber innerlich nervöse Mensch ganz 
zufrieden gewesen wäre: Schnell und mitten aus einem bis zum Schluß aktiven 
wachen Leben.

Auch über Corona schrieb Fisk, in seiner Heimat England, aber auch etwa über die 
Folgen der Pandemie im Iran und über den unterschiedlichen Blick, den Menschen 
in Europa auf die Pandemie werfen im Vergleich zu anderen Teilen der Welt. Für 
die nächsten Folgen dieses Blogs werde ich einige von ihnen lesen.

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„Good morning, good night, whatever it is“ sagte Kate Bouldouan 
https://en.wikipedia.org/wiki/Kate_Bolduan, eine der wichtigsten 
CNN-Anchor-Women heute morgen auf ihrem Sender. Wunderbare Eröffnung.

Die dortige Berichterstattung zur US-Wahl https://edition.cnn.com/ ist das 
reine Glück. Vier Tage lang „breaking news“ in der Dauerschleife. Verrückt. Aber 
hochspannend.

„It’s just math“. Die Stimmen müssen ausgezählt werden. Kein Grund zur 
Wehleidigkeit. Waren wir mal ab, wie die Bundestagswahl nächstes Jahr abläuft, 
im siebten Lockdown, mit 40 Millionen Briefwählern, wenn Jamaika und 
Rot-Rot-Grün gleichauf liegen.

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„That’s what a president calls a fraud, its called democracy“ – all dies ist vor 
allem eine Lektion in Demokratie, und ein Anlaß für Amerika-Optimismus. Die 
Institutionen funktionieren.

Wir erleben gerade den Sieg der Institutionen über die Personen, den Sieg des 
Rechts über Gewalt und Moral, über Emotionen und Ermächtigung.

Demokratie bedeutet eben nicht, dass es so läuft, wie es nach Meinungsumfragen 
gerade passend erscheint. Wenn das so wäre, dann brauchten und hätten wir kein 
Parlament, sondern eine Art Superalgorithmus. Die repräsentative Demokratie 
braucht dagegen eine Distanzierung von den Stimmungen des Tages.

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Was muss man eigentlich verstehen, wenn man Wahlen voraussagen will? Man sollte 
erstens nicht glauben, dass die Menschen immer das Gute wählen. Man sollte auch 
nicht glauben, dass die Menschen immer das wählen, von dem sie wissen, dass sie 
es wählen sollten. Und man sollte ebenfalls nicht glauben, dass die Menschen 
immer nach rationalen Gesichtspunkten oder nach ihren eigenen Interessen wählen, 
dass es ihnen halt einfach um Egoismus geht, darum dass sie zum Beispiel 
möglichst wenig Steuern zahlen wollen, oder irgendwelche Wirtschaftspolitk haben 
möchten. Es ist alles viel komplizierter. Manchmal ist man für Klimaschutz, aber 
eine Umgehungsstraße zum Arbeitsplatz wäre schon cool.

Ein genauso wichtiger Impuls ist, dass es manchmal darum geht, was bestimmte 
politische Angebote mit den anderen Menschen machen. Man möchte also zum 
Beispiel den Nachbarn dazu zwingen, dass er seinen Müll trennen muss oder mehr 
Polizei, damit die Menschen, die man aus dem Fenster sieht, in irgendeiner Weise 
auseinandergetrieben werden. Oder man möchte einfach jemanden, der die Reichen 
enteignet.

Das nutzt einem selber überhaupt nichts, außer dass man die Befriedigung hat, 
dass ist die anderen trifft. Es geht also bei Wahl-Entscheidungen salopp gesagt 
auch um die niederen Instinkte, die natürlich jeder von uns hat. Wie Tullius 
Destructivus in „Streit um Asterix“.

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Aber etwas anderes ist noch viel wichtiger: Die Leute wählen sich selber! 
Genau!! Die Leute schauen in den Spiegel. Damit meine ich jetzt nicht, dass sie 
Menschen wählen, die genauso aussehen, wie sie selbst, obwohl dies in manchen 
Fällen auch der Fall ist – wenn wir nur Donald Trump und seine Wähler anschauen, 
oder die vielen Älteren, die Joe Biden wählen.

Daneben geht es aber auch darum, dass die Leute jemanden wählen, von dem Sie den 
Eindruck haben, er tickt ungefähr so wie sie selbst. Und von dem sie den 
Eindruck haben: So möchten sie eigentlich gerne sein. Oder der macht etwas, was 
ich auch gerne tun würde. Alles dies gehört zu den Erklärungen dafür, warum 
einer wie Donald Trump gewählt wird. Übrigens auch zu den Erklärungen dafür, 
warum eine Partei wie die AfD gewählt wird – unsere eigenen Trumpisten, wie 
dieses Interview 
https://www.deutschlandfunk.de/us-praesidentschaftswahl-von-storch-afd-spricht-von.694.de.html?dram:article_id=487065 
beweist.

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„I am not reading the tweet because I think we should not read it. Those days 
are behind us.“ heißt es auf CNN. Viele Medien, nicht nur in Amerika, auch in 
Frankreich, in Spanien schalteten Trump einfach ab. Die deutschen Medien, so hat 
man den Eindruck, schalteten erst recht zu. Ihnen fehlt die Verantwortung – 
vielleicht weil wir nicht vier Jahre intensive Trump Erfahrung haben?

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Es müssen schon Historiker und Politikwissenschaftler der Zukunft beantworten, 
warum selbst die informierten, medial abgebrühten, und ausdifferenzierten 
Öffentlichkeiten Europas auch nach über vier Jahren auf Donald Trumps allzu 
durchschaubare Ablenkungsmanöver und seine Taktiken des Staub-Aufwirbelns 
hereinfallen: Sein Agenda-Setting via Twitter wurde auch am Mittwochorgen nach 
der Wahl wieder übernommen, seine Grenzverletzungen bestimmten die ersten 
Narrative. Die Medien reproduzieren auch jetzt wieder Trumps 
Verunsicherungsmanöver.

In unserer Mischung aus Entertainment und Television und Realität ist Trump der 
„Perfekte Sturm“.

Wo Politik auf Unterhaltung reduziert wird, Schauspieler und TV-Stars 
Präsidenten werden, dann kann auch Anne Will vielleicht eines Tages noch 
Kanzlerin werden.

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Ich kann diese Panikmache nicht mehr lesen. Auf web.de wird am heutige Freitag 
getitelt: „Bidens Vorsprung in Arizona schrumpft – was passiert bei 
Stimmengleichheit?“ Die Aussage stimmt, und die Frage ist akademisch 
interessant, wobei Stimmengleichheit mathematisch nur möglich ist, wenn es eine 
dritte Kandidaten gäbe.

Vor allem aber wird hier das wirklich Interessante – abgesehen davon dass Biden 
in Arizona immer noch ziemlich klar führt, auch wenn sein Vorsprung schmilzt – 
nicht gemeldet: Dass Trump zur gleichen Zeit in Pennsylvania und den Georgia die 
Führung der Stimmen übernommen hat. Plumpe Panikmache also, nichts anderes.

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Die dumme Fixiertheit der deutschen Medien auf Trump zeigt sich auch im ZDF, wo 
im „Heute Journal“ am Donnerstag herumgefaselt wird, die Wahl und Trumps 
Verhalten verliefe „exakt so nach Drehplan“ – eine komplett paranoide 
Argumentation in einem öffentlich rechtlichen Sender, in dem man gern gegen 
angebliche „Verschwörungstheoretiker“ wettert.

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Ich muss zugeben dass mich die Berichterstattung in Deutschland ein bisschen 
entsetzt. Hier wird vielmehr auf Panik gesetzt und es werden viel mehr mögliche 
Krisen-Phänomene in den Vordergrund geschoben. Hier wird wirklich schlechte 
Laune und schlechte Stimmung gemacht und über die USA berichtet, als handle es 
sich um eine Bananenrepublik. Ich finde das Phänomen Donald Trump schlimm genug, 
aber wenn man sich einmal eine Stunde CNN anschaut oder selbst Fox-News, dann 
hat das Ganze erstens mal den gutgelaunten Charakter einer 
Sportberichterstattung, bei der wirklich etwas Spannendes erzählt wird: Wie 
knapp die Kandidaten auseinander liegen, wie Georgia „geflippt“ ist, die 
Pennsylvania vielleicht auch noch „Blau wird“.

Aber dahinter steckt ein großer Ernst. Immer wieder wird erklärt: Was ist 
„Democracy“? Immer wieder wird erklärt, warum der Präsident sich und uns 
täuscht, wenn er sich zum Wahlsieger erklärt. Nicht mit moralischen Lektionen, 
sondern einfach mit cooler Erklärung, dass die Auszählungen bei Briefwahlen eben 
länger dauern und warum das so ist und warum in Ohio die Briefwahlstimmen zuerst 
ausgezählt wurden und in Pennsylvania und Georgia am Ende. Und auch wie Umfragen 
überhaupt entstehen; wie es sein kann, dass Prognosen manchmal 10 Prozent vom 
Ergebnis abweichen und manchmal nicht.

Man kann eine Menge lernen.

Im deutschlandfunk hörte man heute morgen, wenn man um 9 Uhr die Nachrichten 
anmachte als erstes: „Zwei Menschen haben versucht, ein Wahlauszählungs-Lokal in 
Pennsylvania anzugreifen“. Das ist bestimmt so gewesen, aber was sind schon zwei 
Menschen die etwas Dummes versucht haben, was ihnen offener nicht geglückt ist – 
und man weiß ja auch gar nicht, wie ernst es gemeint war; vielleicht waren sie 
einfach nur betrunken oder bekifft? Und was ist ein einziges Wahllokal? Warum 
ist das die erste Meldung und nicht etwa die Tatsache, dass Donald Trump seinen 
Vorsprung in Georgia verloren hat?

Von diesem Ereignis in Pennsylvania hat man auf CNN zwei Stunden lang überhaupt 
nichts gehört. Weil das vielleicht nicht wichtig ist. Weil im Land des Wilden 
Westens halt ab und zu mal zwei Leute versuchen, in ein Wahllokal einzudringen – 
möglicherweise waren es sogar Biden-Anhänger? Vielleicht wollten sie feiern? 
Vollkommen egal das Ganze, ist einfach nicht so wichtig.

Ich glaube, dass uns die Berichterstattung und die Unterschiede, die ich gerade 
beschrieben habe, vielleicht auch einiges erzählen über die unterschiedliche 
Berichterstattung und Wahrnehmung im Fall von Corona und anderen Problemen und 
anderen politischen Fragen. Man delektiert sich an Sorgen, Problemen, Ängsten. 
Man ist pessimistisch, nicht optimistisch.

Man scheint es hier wahnsinnig wichtig zu finden, Eiterbeulen aufzustechen, 
Pickel auszudrücken, aber nicht, es zu zeigen, dass der Körper als ganzer sehr 
wohl gesund ist. Man scheint es hier wahnsinnig wichtig zu finden, auf Krisen 
Phänomene aufmerksam zu machen.

Und bei den neuen Zahlen der Infizierten wird am Wochenende selbstverständlich 
immer dazu gesagt, dass ja „am Wochenende die Zahlen immer etwas niedriger 
liegen, weil weniger Gesundheitszentren ihre Zahlen melden.“ Ja doch!

Das heißt, es wird gleich dazu gesagt: „Liebe Kinder, gebt fein acht, die Zahlen 
sind viel viel schlechter, als wir sie jetzt gerade melden.“ Es wird aber 
selbstverständlich nie am Montag oder am Dienstag dazu gesagt, dass hier die 
Zahlen, wenn sie höher liegen als am Sonntag, deswegen höher liegen, weil am 
Sonntag wenig gemeldet wurde, und weil Montag und Dienstag nach gemeldet wird.

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Timeline: Was früher mal die Börsenkurse waren, das sind heute die 
Wahlergebnisse und andere Nachrichten, die „in immediacy“ in den Sendern 
mitgeteilt werden.

Jeden Tag neue Zahlen auch in Sachen Corona. „It’s just math“.

„Ein neuer Höchststand der Infizierten.“ So kann man es sehen. „Der Anstieg hat 
sich verlangsamt.“ Auch diese Aussage ist richtig. Das Glas ist also halbleer, 
aber auch halbvoll. Auch wichtig ist ach wie vor der R-Wert, der im Frühjahr 
noch der Fetisch der öffentlichen Debatte war. Jetzt ist er scheinbar komplett 
in den Hintergrund getreten. Denn schon seit einigen Tagen steckt ein 
Infizierter in Deutschland weniger als eine weitere Person an. Da diese Werte, 
wie etwa vom Robert-Koch-Institut nicht oft genug betont wird, „den Stand von 
vor 10 bis 14 Tagen widerspiegeln“, bedeutet dies: Der R-Wert ist bereits unter 
1 gesunken, bevor der neue Lockdown überhaupt begonnen hat.

Man sollte also den numerischen Erfolg, der notwendig in den nächsten Tagen noch 
deutlicher sichtbar werden wird, nicht voreilig als Erfolg des Lockdowns 
verkaufen. Wir können aber sicher sein, dass genau dies passieren wird. Das 
gehört zum Einmaleins der politischen Kommunikation.

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Am vergangenen Wochenende hat sich Juli Zeh wieder einmal zu Wort gemeldet. In 
einem langen, sehr guten Interview mit Andreas Rosenfelder und Stefan Aust 
erklärt sie 
https://www.welt.de/kultur/plus218879000/Juli-Zeh-ueber-Corona-Wir-werden-niemals-irgendwo-hinkommen-wo-wir-unsterblich-sind.html, 
dass die Pandemie auch eine Konkurrenz der Ängste ist: Die einen fürchten das 
Virus, die anderen die Maßnahmen.

„Es ist ausgeschlossen und unsinnig, jedem Menschen eine Nichtansteckung 
politisch garantieren zu wollen. Die Zahlen können als Indikator dienen, um eine 
Überlastung des Krankenhaussystems zu vermeiden. Wir müssen aufpassen, dass sie 
kein Selbstzweck werden … Wir sind so fixiert auf die Idee, es gäbe eine 
Spaltung in unserer Gesellschaft, dass wir sie andauernd selbst neu erzeugen.

Der neue Lockdown sei praktisch wie atmosphärisch sehr anders als im Frühling. 
„Es wird mehr diskutiert. Es gibt konkrete Kritik an dem, was gemacht wird, und 
daran, wie es gemacht wird. Nichtstun ist ja keine Option, da sind wir uns 
einig. Die Frage ist: Was und wie viel zu welchem Zeitpunkt?“

Es sei ein „Irrglaube, dass man allein mithilfe von Statistik und Virologie auf 
die Lösung kommen kann, die dann für alle verbindlich und sinnvoll ist. Es geht 
um einen politischen Prozess unter maximaler Unsicherheit. Dieser muss 
öffentlich und transparent sein. Unterschiedliche Werte und Überzeugungen müssen 
einbezogen werden. Wer will was? Mehr Risiko, mehr Sicherheit? Dafür gibt es 
einen Ort, das ist das Parlament. Das hat in den letzten Monaten viel zu lange 
nicht stattgefunden. Die Diskussion, die wir im Bundestag gebraucht hätten, fand 
abends in den Talkshows statt.“

Immer vom Impfstoff zu reden, findet Zeh falsch: „Diese Hoffnung wird geschürt, 
ja. Ich bin da skeptisch und finde es kommunikationspsychologisch nicht so 
clever, den Leuten Durchhalteparolen an die Hand zu geben: Wir müssen jetzt die 
Zähne zusammenbeißen und mit diesem katastrophalen Ausnahmezustand leben, aber 
dann kommt die Erlösung – in Form von Impfstoff oder weil das Virus auf 
zauberhafte Weise verschwindet. Besser wäre es zu sagen: Wir wissen es nicht. Es 
kann sein, dass wir gezwungen sind, über Jahre mit dem Virus zu leben. Lasst uns 
eine Lösung suchen, die auf längere Sicht taugt. Das Gefühl, im Ausnahmezustand 
zu verharren, erzeugt doch den viel größeren Druck.“

Ich könnte jetzt weiter die viele klugen Bemerkungen Zehs zitieren 
https://www.welt.de/kultur/plus218879000/Juli-Zeh-ueber-Corona-Wir-werden-niemals-irgendwo-hinkommen-wo-wir-unsterblich-sind.html. 
Aber bitte bedenkt auch, das guter Journalismus Geld kostet und dass man 
deswegen auch ruhig einmal etwas bezahlen kann, um Texte zu lesen. Das gilt 
selbstverständlich für alle Medien, nicht nur wie in diesem Fall für die „Welt“.

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Habt ein schönes Wochenende!
Euer Crew United Team

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